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10. Ulmer Denkanstöße eröffnet
„Entscheiden in einer komplexen Welt“

Ulm University

Im Jubiläumsjahr der Universität Ulm feiern auch die Denkanstöße Geburtstag: Seit zehn Jahren trägt das Humboldt-Studienzentrum (HSZ) der Universität gesellschaftspolitische Themen in die Stadt. Das Konzept: Ein Thema von allgemeinem Interesse wird aus den Blickwinkeln verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen betrachtet. Vom 15. bis zum 18. März laden die Universität und Stadt Ulm gemeinsam mit der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg unter dem Motto „Entscheiden in einer komplexen Welt“ ins Ulmer Stadthaus ein. Gestern wurde die zehnte Auflage mit einem Festvortrag eröffnet.

Bei den zehnten Ulmer Denkanstößen stehen also „Entscheidungen“ im Mittelpunkt. Zwar leben wir in einer „Multioptionsgesellschaft“ und hatten noch nie so viele Möglichkeiten wie heute, doch damit kann der Mensch nicht unbedingt umgehen. Denn, so sagte Kulturbürgermeisterin Iris Mann, jede Entscheidung für etwas sei auch eine Entscheidung gegen etwas. Und man wisse ja nie, ob sich noch eine bessere Option biete. Ein von Ulrich Becker, Chefredakteur der Südwest Presse, moderiertes Gespräch mit Iris Mann, dem Ulmer Universitätspräsidenten Professor Michael Weber und dem Vorstandsvorsitzenden der Sparda-Bank BW, Martin Hettich, bildete den Auftakt zur aktuellen Auflage der Erfolgsreihe.

Dr. Martin Roth: Kündigung nach dem Brexit

Im vollbesetzten Ulmer Stadthaus führte HSZ-Geschäftsführerin Professorin Renate Breuninger in das Thema ein („Durch Entscheidungen werden wir zum ,Ich‘ – hier kann man nicht delegieren“) und stellte den Festvortragenden vor. Dr. Martin Roth, ehemaliger Direktor des Victoria & Albert Museums in London, hat kürzlich mit einer wirklich einschneidenden Entscheidung Schlagzeilen gemacht:  Aus Protest gegen den Brexit kündigte er – ohne eine vergleichbare Position in Aussicht zu haben. Seither wagt der gebürtige Schwabe das Experiment „Leben ohne Visitenkarte“. Dabei blickt er auf sechs „grandiose Jahre“ in London zurück: „Ich war stolz, dass sich das Land dafür entscheiden hat, einen Nicht-Engländer, sogar einen Deutschen, für die Leitung eines Nationalmuseums auszuwählen“, so Roth. Die Entscheidung, zu gehen, fiel nicht unbedingt spontan: Vielmehr hatte der erfolgreiche Kulturmanager schon 2015 vor Journalisten angekündigt, England im Falle eines Brexit zu verlassen – und der 62-Jährige hielt Wort. Im Stadthaus betonte Roth, dass Kunst politisch sein dürfe, ja müsse. Der passende Titel seines Festvortrags: „Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um – Intellektueller Widerstand in schwierigen politischen Zeiten“.

Am Freitag, 17. März (Beginn 14:00 Uhr), widmen sich Psychologen, Juristen und Philosophen den psychologischen Grundlagen der Entscheidungsfindung. Das Abendprogramm umfasst ein Autorengespräch mit Ernst-Wilhelm Händler (17:00 Uhr) und das Theaterstück „Terror“ (20:00 Uhr) von Ferdinand von Schirach, aufgeführt vom Mainfranken Theater Würzburg.

Am Samstag, 18. März (Beginn: 14:00 Uhr), geht es um Entscheidungen im rechtlichen, medizinisch-ökonomischen und sportlichen Kontext. Die Ulmer Denkanstöße beschließen Fernsehrichter Alexander Hold (17:00 Uhr) und eine Talkrunde mit Wieland Backes (20:00 Uhr). Zu Gast sind unter anderem die „weiße Massai“ Corinne Hofmann sowie die US-Autorin Deborah Feldman, die ihrer ultraorthodoxen jüdischen Familie den Rücken gekehrt hat. Der Eintritt zu den Ulmer Denkanstößen im Stadthaus ist frei. Die Einnahmen aus freiwilligen Spenden werden von der Sparda-Bank verdoppelt und kommen der Krebsberatungsstelle Ulm zugute.

Weitere Informationen:
Ausführliche Ankündigung der Universität Ulm:
Webseite der Denkanstöße: http://www.ulmer-denkanstoesse.de

Ulmer Denkanstöße auf Facebook (u.a. Uni-Präsident Prof. Weber und Klinikchefin Prof. Henne-Bruns über Entscheidungen)


Text und Medienkontakt: Annika Bingmann

 

Eröffnung Denkanstöße
SWP-Chefredakteur Ulrich Becker im Gespräch mit Bürgermeisterin Iris Mann, dem Uni-Präsidenten Prof. Michael Weber und dem Sparda BW-Vorstandsvorsitzenden Martin Hettich (v.l.) (Foto: C. Gietzen)
Dr. Martin Roth bei den Denkanstößen
Dr. Martin Roth, ehemals Direktor des Victoria & Albert Museums in London, hielt den Festvortrag (Foto: C. Gietzen)