Was haben Jitendra Parajuli, Doktorand an der renommierten George Mason University in Fairfax/Virginia (USA), zuvor in einer leitenden Position bei der Fernmeldebehörde Nepals tätig, und Laban Hiwilepo, General Manager bei der Telecom Namibia, gemeinsam? Nun, beide sind Absolventen von Communications Technology CT), des ersten englischsprachigen Masterstudienganges der Universität Ulm und einer der ersten in Deutschland überhaupt. Besonders erfolgreiche Absolventen zwar, aber nicht die einzigen der bislang 243, denen das Studium in Ulm eine bemerkenswerte berufliche Karriere ermöglicht hat. Jetzt feiert der Studiengang sein zehnjähriges Bestehen und zwar mit einem Festakt am Montag, 28. April, im Wolfgang Eychmüller-Hörsaal der Universität West (Beginn 16 Uhr).
„Gründe zum Feiern gibt es genug“, sagt Professor Hermann Schumacher (Institut für Elektronische Bauelemente und Schaltungen), der Fakultätsbeauftragte für CT, „auch über das Jubiläum selbst hinaus“. Schließlich habe sich das Studienangebot prima entwickelt, ungeachtet gewisser Anlaufprobleme, erinnert sich Schumacher, zusammen mit Professor Michael Hoffmann (Institut für Mikrowellentechnik) einer der „Väter“ des Studienganges. Impulsgeber sei damals der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) mit einer Ausschreibung „auslandsorientierte Studiengänge“ gewesen. „Unsere Fakultät reagierte schnell und war mit einem Antrag dabei“, so der Wissenschaftler. Allerdings: „Für Ulm gab es zwar viel Lob, aber kein Geld.“ Das habe es dann der guten Bewertung wegen etwas später gegeben, aus einem anderen „Topf“ und deutlich weniger, doch in Verbindung mit Eigenmitteln für den Anfang ausreichend.
Nur: Das zuständige Ministerium, obwohl dem Unterfangen aufgeschlossen, genehmigte CT Professor Schumacher zufolge im Rahmen einer „Experimentierklausel“ zunächst nur vorläufig für fünf Jahre. Grund: „Im Lande gab es seinerzeit noch keine Rechtsgrundlage für Masterprogramme.“ Positiv indes: Von 1999 bis 2002 flossen doch noch weitere Fördermittel des DAAD. „Das war sehr hilfreich“, meint Schumacher rückblickend.
Zu diesem Zeitpunkt nämlich habe sich der Studiengang bereits sehr positiv entwickelt. Dies trotz starken Wettbewerbs bei ähnlich gelagerten Studienangeboten mit größeren und bekannteren Universitäten. „Dem haben wir bei den Studieninhalten mit einem sehr viel stärkeren Hardware-Bezug der Nachrichtentechnik Rechnung getragen“, weiß der Ulmer Wissenschaftler, „bei uns steht eher die Übertragungstechnik im Vordergrund“. Drahtlose wie optoelektronische übrigens. Das entspreche auch der Ausrichtung der Fakultät. Zukunftsträchtigen Entwicklungen geschuldet gewesen sei vor vier Jahren überdies die Aufteilung in zwei Studienrichtungen, Communications Engineering nämlich für Tätigkeiten im Umfeld der Nachrichtentechnik und angewandten Informationstheorie sowie Microelectronics mit dem Schwerpunkt auf Hardware-Entwicklung für die Nachrichtentechnik.
Hermann Schumacher jedenfalls sieht den Studiengang damit fraglos auf dem richtigen Weg: „Die Zahlen geben uns recht.“ Die Absolventenquote etwa stieg von anfangs rund 60 Prozent („für die Ingenieurwissenschaften sehr hoch“) auf zuletzt 91 Prozent, Uni-Wechsler mit einem Abschluss andernorts nicht einmal mitgerechnet. „Davon können andere nur träumen“, freut sich der CT-Beauftragte und nennt noch einige weitere eindrucksvolle Daten. Dass 30 Prozent der Master-Absolventen anschließend promovieren zum Beispiel. „Nicht nur in Ulm, sondern auch an renommierten Universitäten in Kalifornien oder Finnland.“ Oder dass 58 Prozent der Absolventen ihre erste Stelle nach dem Abschluss in Deutschland finden, zumeist im Süden wie Schumacher beobachtet hat und mithin auch „ein Beitrag zur Behebung des Ingenieurmangels hierzulande“.
Dabei sei ursprünglich befürchtet worden, der Studiengang fungiere nur als „Durchlauferhitzer“ für die USA oder Kanada. „Aber das war zu keiner Zeit so“, betont Professor Schumacher. Insofern sieht er auch die seinerzeitige wirtschaftspolitische DAAD-Intention weitgehend erfüllt. Schließlich resultierte die Förderung damals aus der Überlegung, Deutschland könnte als Exportnation an Bedeutung verlieren, wenn die Bildungseliten in den Zielländern verstärkt andernorts ausgebildet würden.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt in diesem Zusammenhang ist der hohe Anteil chinesischer Studenten. Sie stellen, nicht zuletzt aufgrund von Kooperationsverträgen mit zwei namhaften Universitäten, fraglos die größte Gruppe. Der Rest verteilt sich Schumacher zufolge auf Pakistan, Indien, den Nahen Osten, Schwarzafrika sowie Mittel- und Südamerika. Minimal dagegen der deutsche Anteil: Gerade mal 15 Deutsche fanden sich unter den bisher insgesamt 398 Studienanfängern. Aus nahe liegendem Grund freilich: Der bislang üblichen Diplom-Studiengänge wegen fehlte hier die Basis an Bachelor-Absolventen. „Natürlich hoffen wir im Zusammenhang mit der Studienreform künftig auf eine Änderung“, sagt Professor Schumacher.
Unabhängig davon aber macht der Fakultätsbeauftragte deutlich: „Wir wollen den Studiengang nicht mit Gewalt füllen.“ Im Vordergrund stehe vielmehr auch in Zukunft die Qualität der Ausbildung, schon bisher ein Faktor für die eindrucksvollen Erfolgszahlen. Neben einer sorgfältigen Auswahl in einem ebenso aufwendigen wie ausgefeilten Bewerbungsverfahren zum einen und einer sehr persönlichen individuellen Betreuung zum anderen, schon seit Herbst 1998 organisiert von
Dr. Katrin Reimer, der Programmkoordinatorin für DT. „Nicht ohne Grund absolvieren 30 Prozent das Studium innerhalb der Regelstudienzeit von vier Semestern und der Durchschnitt braucht eben mal ein halbes Jahr mehr“, berichtet Hermann Schumacher, der zudem großen Wert auf Teamgeist legt. Ein bewährtes Mittel: Mit jedem neuen Jahrgang fahren Schumacher und Reimer anfangs für ein Wochenende auf eine Hütte in den Bergen.
Der CT-Verantwortliche ist überzeugt: All diese Maßnahmen verbunden mit der anerkannten Ausbildungsqualität zahlten sich aus, an vielen einzelnen positiven Reaktionen von Absolventen („die beste Zeit in meinem Leben“) ebenso messbar wie an dem überaus dichten und sorgsam gepflegten Alumni-Netzwerk. Inzwischen durch die Mundpropaganda sogar ein wichtiger Aspekt für das Marketing „Von 78 Prozent unserer Studienabgänger kennen wir den Verbleib“, so Professor Schumacher. Und noch ein Indiz: Die bestens besuchten jährlichen Absolventen-Treffen, diesmal des Jubiläums wegen in besonderem Rahmen auf der Reisensburg. Weite Reisewege, weiß der Wissenschaftler, sind dabei kein Hindernis. Ein Teilnehmer kam zuletzt sogar aus Los Angeles.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Hermann Schumacher, Tel. 0731/50-26152