Mit dem internationalen Kick-Off-Meeting, das am Mittwoch, den 17. Juli, an der Universität Ulm stattfand, ist der offizielle Startschuss zum DAAD-Programm „Strategische Partnerschaften“ gefallen. Das mit 850 000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte Internationalisierungsprogramm soll die langfristige Zusammenarbeit mit renommierten Universitäten in Moskau, Kairo, Nanjing und Jinan auf eine stärker institutionalisierte Basis stellen.
So konnte der Ulmer Universitätspräsident Professor Karl Joachim Ebeling ein gutes Dutzend hochrangiger Universitätsvertreter der Moscow State University (Lomonosov Universität), der Cairo University sowie der Southeast University (Nanjing) und der Shandong University (Jinan) im Senatssaal der Universität begrüßen. Das hochoffizielle Treffen fand in ungewöhnlich familiärer Atmosphäre statt. Denn die meisten der anwesenden ausländischen Hochschulvertreter kennen die Universität bereits von früheren Besuchen, und mit zwei chinesischen Delegationsmitgliedern aus Nanjing – Naifeng Liu und Zilin Sun – sind sogar zwei Alumni der Universität Ulm an ihren früheren Studienort zurückgekehrt.
Austauschprogramme für Studierende, Doktoranden und Dozenten
Die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den vier Ländern umfassen sowohl die studentische Ausbildung, die Weiterbildung von Doktoranden, als auch den Forschungsaustausch zwischen erfahrenen Wissenschaftlern. „Neben internationalen Summer Schools und Seminaren soll es mehr gemeinsame Studiengänge und Doppelabschlüsse geben, sowie die Möglichkeit zur sogenannten Sandwich-Promotion“, informierte Professor Ulrich Stadtmüller, Vizepräsident für Lehre und Internationales an der Universität Ulm. Vor allem in den Forschungsfeldern Zivilisationskrankheiten, Molekulare Medizin, Energierelevante Materialien und Energiewandlung soll die Zusammenarbeit intensiviert werden. Diese Forschungsbereiche sind nach Ansicht des Präsidiums für die Profilbildung und internationale Sichtbarkeit der Universität Ulm besonders wichtig, da hier bereits erfolgreiche Forschungsschwerpunkte gesetzt werden konnten.
Nachdem der Präsident und die Vizepräsidenten Ulrich Stadtmüller (Lehre und Internationales), Axel Groß (Forschung) und Klaus Michael Debatin (Medizin) die ausländischen Gäste über Forschungsschwerpunkte, Leistungsmerkmale und Besonderheiten der Universität Ulm informiert hatten, gaben die Vertreter der Partnerhochschulen ausführlich Auskunft über eigene Erwartungen im Hinblick auf verstärkte internationale Kooperationen. Weitere Programmpunkte: Als Zeichen enger Verbundenheit und guter Partnerschaft gab es neben dem Gruppenfoto einen Sektempfang.
Globaler Bildungsauftrag, der dem Gemeinwohl verpflichtet ist
„In einer partnerschaftlichen Beziehung profitieren beide Seiten“, betonte Ebeling. Einerseits helfe es bei der Rekrutierung guter Studenten und Doktoranden, andererseits bietet es allen Beteiligten die Möglichkeit, in Zeiten zunehmender Globalisierung internationale Erfahrungen zu sammeln. Überschrieben ist das Programm mit dem Titel „Serving the community – educating the global world“, also mit einem Bildungsauftrag, der sich weltweitem Gemeinwohl verpflichtet sieht. Die Förderdauer des Programms beträgt insgesamt vier Jahre (2013 bis 2016). Der deutsche Förderanteil wird in entsprechenden Teilen von den ausländischen Partnern gegenfinanziert, sodass der Förderumfang insgesamt ein Vielfaches des BMBF-Anteiles umfasst.
Das Programm ist für die strategische Neuausrichtung der internationalen Beziehungen an der Universität Ulm von großer Bedeutung. „Denn durch die Einbindung der Führungsspitzen aus Universität, Fakultäten und Instituten gelingt es viel besser, eine funktionierende Infrastruktur für kontinuierliche Austausch- und Kooperationsprogramme auf die Beine zu stellen“, so Dr. Reinhold Lücker, Leiter des International Office an der Universität Ulm. Forschungserträge und Lehrangebote sollen dadurch gleichermaßen gestärkt werden.
Persönliche Kontakte bilden Grundstein für intensive Beziehungen
„Aber natürlich wollen wir damit Einzelinitiativen von engagierten Wissenschaftlern nicht ausschließen. Denn letzten Endes sind es natürlich persönliche Kontakte und Initiativen, die den Grundstein zu dieser intensivierten Partnerschaft gelegt haben“, erklärt Ebeling. Zu nennen wäre hier zum Beispiel das besondere Engagement des russischen Nano- und Polymerforscher Professor Alexei Khoklov, der zahlreiche wissenschaftliche Gemeinschaftsprojekte zwischen der Universität Ulm und der Moscow State University (Lomonosov Universität) ins Leben gerufen hat, und dafür unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.
Die Delegationen aus Ägypten, China und Russland werden neben den offiziellen Programmteilen hinlänglich Zeit haben, sich in Ulm und Umgebung etwas umzusehen. Neben Ausflügen in die Stadt und nach Günzburg auf das Ulmer Wissenschaftszentrum Schloss Reisensburg steht auch ein Besuch von Meersburg und Friedrichshafen, samt Bootsfahrt auf dem Bodensee, auf dem Programm. Dass sich hierbei auch das Wetter von seiner besten Seite zeigte, wurde dabei von allen ausdrücklich begrüßt.
Von Andrea Weber-Tuckermann