Professor Theodor Fliedner, Gründungsprofessor, Altrektor und Ehrenbürger der Universität Ulm, ist im Zuge der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Stammzellforschung (GSZ) mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet worden. Fliedner (Jahrgang 1929), der zu Blutstammzellen, ihrer Verwendung für die Knochenmarktransplantation sowie zur Strahlenhämatologie geforscht hat, wurde für sein Lebenswerk geehrt: Durch seine wissenschaftliche Arbeit hat sich die Therapie hämatologisch-onkologischer Erkrankungen („Blutkrebs“) maßgeblich verbessert. Der Gruppe des Hämatologen, Zellphysiologen, Arbeits- und Strahlenmediziners gelang es erstmals, die Existenz von Stammzellen im Tierversuch durch radioaktive Markierung zu belegen. Die Wissenschaftler wiesen außerdem die Bedeutung von Stammzellen für Blutbildung und Immunkompetenz nach. Teilweise im Selbstversuch hat Theodor Fliedner die Stammzellübertragung mit dem Ziel erforscht, das blutbildende System zu regenerieren. Er leistete so einen wichtigen Beitrag zur ambulanten Stammzellapherese, bei der Stammzellen aus dem Blut gefiltert werden, und die eine Knochenmarkentnahme heute überwiegend ersetzt.
Weitere Verdienste erwarb Professor Fliedner in den 1970-er Jahren mit der erfolgreichen Behandlung der „Ulmer Zwillinge“ in einem selbstentworfenen Zeltsystem. Die Jungen waren mit einer schweren Immunschwäche zur Welt gekommen. Weiterhin forschte der Mediziner zur Auswirkung von Strahlenbelastung auf das Knochenmark. So übernahm er einige Jahre nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl den Vorsitz des hochrangigen Kooperationszentrums für Strahlenunfall-Management der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Professor Jürgen Hescheler (Universität zu Köln, Vorsitzender der GSZ), der bei der Jahrestagung der Gesellschaft in Rostock die Laudatio hielt, bezeichnete den gebürtigen Hamburger als „großen Pionier der Stammzellforschung“.
Erneute Ehrung für renommierten Forscher
Professor Fliedner, der nicht selbst zur Jahrestagung reisen konnte, erhielt Ehrenurkunde und -medaille der Deutschen Gesellschaft für Stammzellforschung aus den Händen des Ulmer Vizepräsidenten für Medizin und kommissarischen Leitenden Ärztlichen Direktors des Universitätsklinikums, Professor Klaus-Michael Debatin. Fliedner ist bereits Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, mehrfacher Ehrendoktor und Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande – um nur einige seiner Auszeichnungen zu nennen. An der Universität Ulm leitete er bis zu seiner Emeritierung das Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin.
Die Deutsche Gesellschaft für Stammzellforschung wurde 2003 gegründet. Sie ist eine Plattform, der Mitglieder von Universitäten und Forschungseinrichtungen angehören. Die Gesellschaft wirkt auch als unabhängiger Berater in Fragen der Stammzellforschung.
Verantwortlich: Annika Bingmann