Bei einem internationalen Workshop von Nachwuchswissenschaftlern über Entwicklungen bei Versicherungsrisiken im schweizerischen Ascona ist Katja Schilling von der Universität Ulm neben Andrés Villegas von der City University (Großbritannien) mit dem Preis für die beste Präsentation ausgezeichnet worden. Sie hatte dabei einen neuen Ansatz für die separate Berechnung von Kapitalmarkt- und Langlebigkeitsrisiken in Lebensversicherungsprodukten vorgestellt und beispielhaft auf garantierte Rentenfaktoren angewendet. Dieser Ansatz beseitigt Schilling zufolge die grundlegenden Probleme bisheriger Methoden. Insbesondere könne damit auch der zeitliche Verlauf unterschiedlicher Risiken ermittelt werden.
„Ausgangspunkt ist die Berechnung von Verpflichtungen aus Lebensversicherungen mittels stochastischer Methoden“, erklärt Katja Schilling, Mitglied des DFG-Graduiertenkollegs „Modellierung, Analyse und Simulation in der Wirtschaftsmathematik“, deren Arbeit im Rahmen des Forschungsschwerpunkts „Risikomanagement und Solvency II“ des Instituts für Versicherungswissenschaften entstanden ist.
„Um beurteilen zu können, welche Risikoquellen das Gesamtrisiko resultierend aus den Verpflichtungen hauptsächlich treiben, muss dieses Gesamtrisiko adäquat zerlegt werden. Unseren Ansatz hierfür versuchen wir nun so allgemein zu beschreiben, dass damit ein Großteil der Lebensversicherungsprodukte analysiert werden kann. Als Beispiel für die Anwendbarkeit untersuchen wir garantierte Rentenfaktoren näher“, so die Nachwuchsforscherin.
Garantierte Rentenfaktoren, eine Zusatzoption bei fondsgebundenen Rentenversicherungen, gewährleisten dem Kunden bestimmte Konditionen bei der Umwandlung des angesparten Vermögens in eine Rente und werden bereits bei Vertragsabschluss vereinbart. „Das heißt, dass die Versicherer damit langjährige Optionen einräumen, die sie unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren kalkulieren müssen, vor allem von Fonds-, Zins- und Sterblichkeitsentwicklungen.“ Die Frage dabei: Welchen Anteil haben die einzelnen Risiken am Gesamtrisiko, das sich aus diesen Garantien für den Versicherer ergibt?
Während bisherige Ansätze hier unter anderem keine Eindeutigkeit der Zerlegung lieferten, ermögliche das jetzt vorgestellte Verfahren eine zuverlässige dynamische Aufteilung des absoluten Risikos auf verschiedene Risikoquellen, die in diesem Zusammenhang überdies quantifiziert und vergleichbar gemacht würden. „Das ist ein wichtiger Aspekt für Versicherungsunternehmen, die ihr Risikomanagement verbessern und Produkte anbieten wollen, die Risikofaktoren bestmöglich berücksichtigen“, ist Katja Schilling überzeugt.
Von Willi Baur