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11. Ulmer Denkanstöße zur Macht der Gefühle
Von Fußballfans, Fake News und Online-Flirts

Ulm University

Die facettenreiche Gefühlswelt des modernen Menschen zwischen Rationalität und Emotionsausbrüchen – zum Beispiel in den sozialen Medien – steht im Mittelpunkt der 11. Ulmer Denkanstöße. Vom 14. bis zum 17. März lädt das Humboldt-Studienzentrum der Universität Ulm , geleitet von Professorin Renate Breuninger, unter dem Motto „Emotionen: Macht der Gefühle – gemachte Gefühle“ zu Vorträgen, Diskussionen und einem Kulturprogramm ein. Partner sind wie gewohnt die Kulturabteilung der Stadt Ulm und die Stiftung Kultur und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg.

Das Kulturprogramm startet bereits am Mittwoch, 14. März (18:00 Uhr), mit einer Doppelfilmnacht im Xinedome: Zwischen Gefühlskälte und bedingungsloser Zuneigung bis in den Tod sind die Werke „Das weiße Band“ und „Liebe“ des österreichischen Filmregisseurs Michael Haneke angesiedelt.
„Lächeln kostet extra“ stellt dann der Wissenschaftsjournalist und Buchautor Ulrich Schnabel bei seinem Eröffnungsvortrag am Donnerstagabend  im Stadthaus fest (19:30 Uhr). Denn in unserer scheinbar so nüchternen Gesellschaft spielen sowohl Marketingstrategen als auch Spendensammler und Extremisten bevorzugt auf der Klaviatur der Gefühle ihrer Zielgruppe. Die angesprochenen Emotionen reichen von Angst und Wut bis zum Wunsch nach Liebe und Anerkennung. Wie kann man sich vor dieser emotionalen Beeinflussung – oft auch durch Medien – schützen? Diesen und weiteren Fragen widmet sich der Physiker und Publizist Schnabel.

Impulsreferate und Podiumsdiskussionen im Stadthaus

In der modernen Berufswelt sind Emotionen unerwünscht. Vielmehr werden „Erlebnisräume für Gefühle“ im Fußballstadion, in den virtuellen Welten der Videospiele oder bei Inszenierungen wie der perfekten Hochzeit geschaffen. Am Freitag (Beginn 14:00 Uhr) geht es jedoch nicht nur um Hochgefühle, wie sie Sportler und Musiker im so genannten „Flow“ suchen, sondern auch um die dunkle Seite der Emotionen. Professor Gunter A. Pilz, Vorsitzender der AG Fair Play und Gewaltprävention des DFB, referiert über Gefühlsausbrüche von Fußballfans aus der Ultraszene und der Psychologe Dr. Klaus Wölfling spricht über die seit kurzem als psychische Erkrankung anerkannte Internetsucht. Betroffene suchen den Kick bei Online Games oder Bestätigung in den sozialen Medien, wodurch sie Ausbildung, Beruf und Sozialkontakte vernachlässigen. Außerdem gibt bei den Denkanstößen eine Hochzeitsplanerin Einblicke in ihre Arbeit.

Medial vermittelte Gefühle bewegen sich im Spannungsfeld zwischen der „Liebe auf einen Klick“ und Hassbotschaften.  Denn gerade im Netz sinkt vielmals die Hemmschwelle: Gegen Gruppen wie Arbeitslose oder Geflüchtete, aber auch gegen Einzelpersonen, wird rücksichtslos gehetzt. Am Samstag, 17. März (14:00 Uhr), beleuchtet Dr. Jonas Rees die sozialpsychologische Dynamik hinter solchen Äußerungen im Netz und diskutiert sinnvolle Reaktionen. Weitere Referentinnen wie die Grünen-Politikerin Claudia Roth und Moderatorin Dunja Hayali, die den Abschlussvortrag hält, haben solche Anfeindungen in sozialen Medien am eigenen Leib erlebt. Bei den Denkanstößen hält Roth ein Plädoyer für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und Hayali thematisiert „Macht, Medien und Manipulation“ inklusive der vielzitierten Fake News. Weiterhin kommen der bekannte Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen über Desinformation im digitalen Zeitalter und die Matchmaking-Expertin einer Online Partnerbörse zu Wort.

Theaterstück und Lesung bei den Denkanstößen

 An der Schnittstelle zwischen Videospiel und Performance bewegt sich das interaktive Theaterstück „Endgame“, das am Freitag und am Samstag (je 19:00 und 21:00 Uhr) im Zuge der Denkanstöße aufgeführt wird. In den Räumen der Museumsgesellschaft Ulm lässt das Berliner Ensemble „machina eX“ sein Publikum den digitalen Bürgerkrieg hautnah erleben. Das Kulturprogramm wird durch eine Lesung der Schauspielerin, Sängerin und Autorin Erika Pluhar abgerundet (Freitag, 17:00 Uhr, Stadthaus). Die Österreicherin spricht und singt selbstverständlich über „Die Macht der Gefühle“.

Veranstaltungsort der Vorträge ist das Ulmer Stadthaus (Eintritt frei, keine Anmeldung)

Das interaktive Theaterstück „Endgame“ wird in der MuseumsgesellschaftUlm (Neue Straße 85) aufgeführt
Eintritt: 15 Euro/10 Euro ermäßigt. Tickets über www.ulmtickets.de oder im ServiceCenter Neue Mitte, Kartenservice der SWP

Vollständiges Programm

Text/Medienkontakt: Annika Bingmann

Prof. Renate Breuninger, Geschäftsführerin des Humboldt-Studienzentrums (Foto: Uni Ulm)