Hoch­funk­ti­o­nell und far­ben­froh

Das neue Trainingshospital "To Train U"

Ein optischer Blickfang auf dem Campus wird das neue Lehrgebäude „To Train U“ an der Ecke James-Franck-Ring/Meyerhofstraße auf jeden Fall. Mit seiner glänzenden, grün changierenden Fassade, dem grauen Sockel und den weißen Fensterrahmen bildet das Trainingshospital nach seiner Fertigstellung einen erfrischend farbigen Kontrast zum benachbarten ZQB und dem Forschungsgebäude N27 direkt gegenüber.

Südansicht des geplanten Lehrgebäudes „To Train U“
Südansicht des geplanten Lehrgebäudes „To Train U“
Das Gebäude im Überblick

Gesamtbaukosten: rund 20 Mio. Euro Erstausstattung: 3,76 Mio. Euro
Finanziert von: Universität Ulm, Medizinische Fakultät

Baubeginn: 6/2018 (Spatenstich 10/2017)
Nutzfläche: rund 3100 m²

Entwurf und Projektleitung: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Ulm

Ausführungsplanung und Bauleitung: Tiemann-Petri Koch, Planungsgesellschaft mbH Freie Architekten BDA

Gebaut wird das TTU, so die an der Uni geläufige Abkürzung, um die praktische Ausbildung der Medizinstudierenden zu verbessern. „Angehende Ärzte brauchen nicht nur Fachwissen, sondern auch praktische Fertigkeiten und kommunikative Fähigkeiten.

Das Trainingshospital ist so aufgebaut, dass in dem Gebäude die Untersuchung und Behandlung von Patienten in ganz verschiedenen Szenarien realitätsnah und authentisch simuliert werden kann“, sagt Professor Tobias Böckers, Studiendekan in der Medizin, der den Bau des To-Train-U-Lehrgebäudes konzeptionell über mehrere Jahre begleitet hat. Das fünfstöckige Gebäude, das samt Erstausstattung rund 20 Millionen Euro kosten wird, hat eine Nutzfläche von rund 3100 Quadratmetern und soll 2021 bezugsfertig sein.

Bau des TTU-Gebäude
Bau des TTU-Gebäude
"Im Trainingshospital soll die Untersuchung und Behandlung von Patienten in verschiedenen Szenarien realitätsnah und authentisch simuliert werden"
Studierende im Übungsoperationssaal
Studierende im Übungsoperationssaal des Theatrum Anatomicum

Die im Gebäude untergebrachten Simulationsräume sind – je nach Unterrichtsformat – mit direkt angrenzenden Regie-, Beobachtungs- und Besprechungsräumen ausgestattet. Die flexible Raumnutzung erlaubt es, unterschiedliche Szenarien zu trainieren: ob in einer Hausarztpraxis, einer fachärztlichen Ambulanz oder einer Notaufnahme. Im sogenannten High Fidelity Bereich wird es einen Notfall-OP sowie einen Schockraum geben, ausgerüstet mit allerlei technischem Gerät. Um lebensbedrohliche Zustände zu simulieren, werden spezielle Dummy-Puppen eingesetzt, an denen die angehenden Ärztinnen und Ärzte entsprechende Notfallbehandlungen trainieren können. Rund um den OP spielen natürlich auch Themen wie Hygiene, Narkose und Überwachung eine Rolle. Es gibt daher im TTU-Lehrgebäude sowohl einen Aufwach- und Einleitungsraum als auch ein Intensivtherapiezimmer. Für Außensimulationen ist eine spezielle Notarztzufahrt vorgesehen, an der später einmal ein TTU-eigenes Mobil vorfahren soll.

Muster für die Fassade des TTU
Muster für die Fassade des TTU

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In acht gesonderten Räumen sollen sich die Medizinstudierenden im Lernhospital auf die „Objective Structured Clinical Examination“ vorbereiten können. Bei dem (OSCE)-Prüfungsparcours werden unterschiedliche praktische Fertigkeiten getestet, insbesondere klinische Untersuchungsverfahren, die Blutentnahme, das Legen von Zugängen, aber auch chirurgisches Nähen und  Reanimation. Teil der „OSCE“-Prüfung ist aber auch der Umgang mit Patienten, den die Medizinstudierenden an speziell ausgebildeten Schauspielpatienten erlernen. Dabei geht es um das Anamnesegespräch, aber auch um sicheres Auftreten, Empathie und Hygiene. Die zahlreichen  mit  modernsten Medien ausgestatteten Beobachtungs- und Regieräume im Gebäude machen es möglich, die Studierenden bei ihren Übungen und Prüfungen ungestört anzuleiten und zu beobachten.Zu den speziellen Ausstattungen des medizinischen Lehrgebäudes gehört ein Hörsaal, der mit 450 Plätzen der größte der ganzen Universität sein wird. Auf dem Raumplan finden sich außerdem ein Gipsraum, ein spezieller Vorbereitungsbereich für das Schauspielpatienten-Team und ein großes Labor für Methodenkurse in der Molekularen Medizin.

Im neuen medizinischen Lehrgebäude wird auch die „Braak Akademie für Neuroanatomie“ ihre Unterkunft beziehen. Diese wissenschaftliche Weiterbildungseinrichtung wird dann im zweiten Obergeschoss zu finden sein.
 
In der deutschen Medizinerausbildung liegen Trainingshospitäler wie das TTU im Trend. „Doch natürlich bleibt die Ausbildung am Krankenbett unverzichtbar, allerdings ist die Zeit am Patienten sehr kostbar. Daher ist es umso wichtiger, die Ausbildung am Patienten mit dem Simulationstraining eng zu verzahnen“, sagt Astrid Horneffer. Die Medizinerin leitet den Studientrack „Lehren Lernen“ für studentische Tutoren und ist im medizinischen Dekanat dafür verantwortlich, beim Bau des Trainingshospitals die Nutzerseite im Auge zu behalten. Außerdem ist sie zuständig für die „Skills Labs“ für die Chirurgie und Innere Medizin, wo die weiter fortgeschrittenen Medizinstudierenden auch in Zukunft kliniknah ausgebildet werden.
„Das neue Trainingshospital soll aber auch Raum schaffen für Entspannung und Erholung“, erklärt Bernhard Lutz. Der zuständige Projektleiter der VB-BW aus dem Amt Ulm hat das Bauprojekt von der Entwurfsphase bis zur Genehmigungsplanung betreut. Zu dem Gebäude, das größtenteils auf den Flächen eines Schotterparkplatzes errichtet wird, gehört im Erdgeschoss ein Café samt Terrasse im begrünten Außenbereich. In den beiden oberen Etagen des Neubaus, wo das gesamte Medizinische Dekanat eine neue Heimat finden wird, sorgt ein begrünter Lichthof für zusätzliche Helligkeit. Von dort oben hat man die  praktische  Medizinerausbildung sicherlich noch besser im Blick.

Text: Andrea Weber-Tuckermann
Bilder Baustelle: Elvira Eberhardt,
Bild Demo-OP: Inst. für Anatomie und Zellbiologie/ Molek. und zelluläre Anatomie
Video: Daniela Stang