Wege aus dem ­Elfenbeinturm

Gemeinsam aktiv in der Wissenschaftskommunikation

Neben den originären Akteuren der Wissenschaftskommunikation wenden sich weitere Uni-Einrichtungen mit allgemeinverständlichen Angeboten an die Öffentlichkeit: die Bandbreite reicht vom Botanischen Garten, der Führungen zu biologischen Fragestellungen organisiert, bis hin zum Chemie-Schülerlabor.
Wir stellen eine Auswahl an universitären Einrichtungen vor.

Das Humboldt-Studienzentrum – Brücke zur Stadt und Vervollständigung nach innen

Das Humboldt-Studienzentrum (HSZ) komplettiert das medizinisch-naturwissenschaftlich-technische Fächerspektrum der Uni Ulm durch geisteswissenschaftliche Angebote und erfüllt so den Universitätsgedanken von einer möglichst umfassenden Bildung mit Leben. Und auch in die Stadtgesellschaft wirkt das HSZ mit einer ganzen Reihe von philosophischen Veranstaltungen.

Durch die Ulmer Denkanstöße oder den Philosophischen Salon macht das HSZ die Universität in der Stadt sichtbar. Über allgemeine philosophische Themen wird hier ganz öffentlich nachgedacht sowie diskutiert – und das bei freiem Eintritt. Bei den Denkanstößen, die das HSZ zusammen mit der Stadt Ulm und der Stiftung der Sparda-Bank Baden-Württemberg veranstaltet, ist der Saal des Ulmer Stadthauses vier Tage lang immer gut gefüllt. Illustre Gäste wie der Literaturkritiker Hellmuth Karasek, Opernregisseurin Sabine Hartmannsheim oder zuletzt der Liedermacher Konstantin Wecker schildern passend zum jeweiligen Motto auch persönliche Höhen und Tiefen. Die thematische Bandbreite reicht vom „Scheitern“ über „Emotionen“ bis hin zur „Würde am Lebensende“.
Beim Philosophischen Salon in der Villa Eberhardt behandeln verschiedene Vortragende im kleinen Kreis ein Jahresthema. Die Veranstaltungen des diesjährigen Salons zum 250. Geburtstag des Dichters Friedrich Hölderlin finden wegen der Corona-Pandemie via Online-Livestream statt.

Auch die Gastprofessoren des Zentrums präsentieren sich bei öffentlichen Vorlesungen und kommen so dem Wunsch nach mehr „Denkanregungen“ nach. „Bei seiner Einrichtung vor rund einem Vierteljahrhundert war das HSZ mit Blick auf die deutsche Hochschullandschaft eine innovative und durchaus originelle Einrichtung und ist es noch heute“, erklärt die Geschäftsführerin, Professorin Renate Breuninger. Mittlerweile sind die Angebote des HSZ auch für Studierende nicht mehr wegzudenken, denn das Zentrum bietet so genannte Additive Schlüsselqualifikationen an, in denen die Studierenden sich fächerübergreifend und ganzheitlich weiterbilden.

Vollbesetztes Stadthaus bei den Ulmer Denkanstößen
Gäste der Ulmer Denkanstöße

Das Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung - Citizen Science als Mittel der Wissenschaftskommunikation

Senioren experimentieren mit Schülern
vollbesetzter Hörsaal bei der Herbstakademie

Bürgerwerkstatt, Forschendes Lernen, 3-Generationen-Uni. Die Aktivitäten des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) sind vielfältig. Alle Veranstaltungen haben eines gemeinsam: die Wissenschaft aus der Universität hinaus tragen und sich für Impulse aus der Gesellschaft zu öffnen. „Wir versuchen, ein passendes Angebot für alle Interessierte zu schaffen“, erklärt Dr. Markus Marquard, Geschäftsführer des ZAWiW.

In der Ulmer 3-Generationen-Uni (u3gu) erforschen Schülerinnen und Schüler zusammen mit Teilnehmenden im Seniorenalter Phänomene aus der Naturwissenschaft – angeleitet von Forschenden der Universität. Auch bei den Akademiewochen trägt das ZAWiW aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in die Öffentlichkeit. Die Themenauswahl orientiert sich an aktuellen Strömungen und Diskussionen in der Gesellschaft. Rund 500 Menschen im dritten Lebensalter strömen bei der Frühjahrs- oder Herbstakademie regelmäßig an die Universität, um Austausch zu erleben und wissenschaftlichen Input zu erhalten. Die Corona-Pandemie veranlasste die Verantwortlichen, bei der Herbstakademie 2020 neue Wege zu gehen. In Kooperation mit Einrichtungen aus ganz Baden-Württemberg fand im Rahmen des Projektes gesundaltern@bw im September anstatt der Präsenzwoche eine Kompaktveranstaltung mit Online-Angeboten und Vor-Ort-Aktivitäten statt. Inhaltlich befasste sich die dreitägige Veranstaltung mit den aktuellen Entwicklungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen und den damit verbundenen Teilhabemöglichkeiten älterer Menschen. Die aufgezeichneten Vorträge sind auf YouTube abrufbar.

„Wir wollen nicht nur Wissen in die Bürgerschaft tragen und so als ‚Einbahnstraße‘ fungieren. Bei uns dürfen die Teilnehmenden auch eigene Fragestellungen einbringen und daran forschen – ganz im Sinne von Citizen Science“, sagt Marquard. Mitunter sind so innerhalb des ZAWiW Arbeitskreise gewachsen, die teilweise jahrelang laufen. Deren Mitglieder treffen sich regelmäßig und veröffentlichen mitunter wissenschaftliche Poster oder Bücher; zum Beispiel zu Migrationsbewegungen entlang der Donau oder über Frauen-Straßennamen in Ulm.

Die Ulmer Universitätsgesellschaft – Förderverein bringt die Uni Ulm in der Stadt

„Wissen erleben – Uni Ulm in der Stadtmitte“ so nennt die Ulmer Universitätsgesellschaft (UUG) ihr Aushängeschild – eine Vortragsreihe, bei der Forschende ihre Themen kurz und allgemeinverständlich darstellen. Dass die Vorträge nicht nur den rund 1000 Mitgliedern der UUG offen stehen, sondern allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern, ist für den Uni-Förderverein selbstverständlich.

„In Kooperation mit der Sparkasse Ulm konnten wir bislang rund sechsmal im Jahr immer am Samstagmittag über 75 UUG-Vorträge anbieten. Oft waren alle Plätze besetzt, vor allem wenn es um medizinische Themen ging“, erinnert sich der bis vor kurzem amtierende Geschäftsführer Dietrich Engmann, der die Idee zur Vortragsreihe hatte.

Die Verbindung von Universität und Stadt bleibt auch weiter das Hauptanliegen der UUG. So soll im kommenden Jahr die UUG-Vortragsreihe unter der neuen Geschäftsführerin Regina Eckardt fortgesetzt werden, sofern es die Corona-Pandemie zulässt.

UUG-Vortrag

Texte: Daniela Stang

Fotos: Merkle, Uni Ulm, Annika Bingmann, Rosa Grass, Elvira Eberhardt