Aktiv für mehr Nachhaltigkeit
Studierenden-Gruppen und Initiativen an der Uni Ulm
Für eine Reihe von Gruppen an der Uni Ulm ist Nachhaltigkeit ein großes Thema. Mit unterschiedlichen Veranstaltungsformaten, Aktionen oder in Diskussionsrunden machen sie auf eine nachhaltige und umweltbewusste Lebensweise aufmerksam und werden selbst aktiv. Wir stellen einige Gruppierungen vor, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen.
Kleiderkreisel, Kinoreihe und alternative Stadtführung - Hochschulgruppe Nachhaltigkeit
Die Hochschulgruppe Nachhaltigkeit besteht seit rund zehn Jahren und hat aktuell rund 25 aktive Mitglieder. Neben Studierenden unterschiedlicher Fächer engagieren sich auch Beschäftigte der Uni Ulm in der Gruppe. Mit verschiedenen Projekten wollen die Mitglieder zur nachhaltigen Entwicklung der Universität beitragen. Weiterhin sollen die Aktionen in die Stadtgesellschaft ausstrahlen. Unter anderem organisiert die Hochschulgruppe mehrmals im Semester ein Kleiderkarussell im Uni-Forum, bei dem Shirts, Hosen oder Pullover getauscht oder verschenkt werden. Das Nähcafé im Verschwörhaus, bei dem kaputte Kleidungsstücke repariert oder „upgecycled“ werden, ist eine weitere Idee der Gruppe, die sich gegen „Fast Fashion“ und die Verschwendung von Ressourcen ausspricht.
In der Kinoreihe watch.think.act werden in Kooperation mit einem Ulmer Kino jedes Semester mehrere Filme oder Dokumentationen zum Thema Nachhaltigkeit gezeigt. Eine Diskussionsrunde im Anschluss bietet Gelegenheit für Fragen an einen Gesprächsgast – eingeladen waren zum Beispiel der Regisseur oder Hauptdarsteller des gezeigten Films. Die alternative Stadtführung zu Läden und Geschäften, die faire oder nachhaltige Produkte anbieten, hat inzwischen auch einen digitalen Ableger.
„Wir arbeiten gemeinsam daran, die Klimakrise für die Menschen hier in Ulm, und insbesondere die Studierenden, begreifbar zu machen. Wir wollen Lösungen, Ideen und Empfehlungen an die Hand geben, die zum ‚Selbst-Aktiv-werden‘ motivieren“, beschreiben die Mitglieder die Ziele der Hochschulgruppe. Für ihr Engagement wurde die HSG Nachhaltigkeit beim Dies academicus 2020 mit dem Ulmer Universitätssonderpreis für herausragendes studentisches Engagement ausgezeichnet.
Auf dem Weg zum „Green Office“ - StuVe-Referat Nachhaltigkeit
Gleichgesinnte Hochschulgruppen vernetzen und Studierende über das Thema „Nachhaltigkeit“ informieren – das sind die Ziele des StuVE-Referats Nachhaltigkeit. 2017 ist das Referat als Teil der Studierendenvertretung (StuVE) ins Leben gerufen worden. Es unterstützt Aktionen wie die Vorträge der BUND-Hochschulgruppe oder die Kinoreihe der HSG Nachhaltigkeit. Auf ihre Initiative geht auch der „Runde Tisch für Nachhaltigkeit“ zurück, eine Gesprächsplattform für Interessierte an der Uni Ulm. Im vergangenen Wintersemester konnte das Referat erstmals ein Kursangebot im Bereich Additive Schlüsselqualifikation (ASQ) mit dem Titel „Nachhaltigkeit an der Universität Ulm: Ein interdisziplinärer Einblick“ entwickeln und durchführen. Themen waren dabei die globale Ressourcenverteilung, E-Mobilität oder der nachhaltige Umgang mit Gesundheit.
„Wir bemühen uns, Nachhaltigkeit als festen Bestandteil des universitären Lebens festzusetzen und dabei den Austausch zwischen Verwaltung, Studierenden und Lehrenden zu unterstützen“, sagt Hedwig Giesert vom Nachhaltigkeits-Referat.
Für die Zukunft planen die Studierenden, an der Uni Ulm ein „Green Office“ einzurichten. Hier soll studentisches Engagement mit universitären Strukturen verbunden werden. Ziele sind außerdem eine Zertifizierung der Uni oder ein jährlicher Bericht über nachhaltige Maßnahmen.
Auch umweltfreundliche Bürostrukturen, in denen beispielsweise auf unnötige Ausdrucke verzichtet wird, sind angedacht.
Studierende sehen sich als „Anwälte der Natur“ - BUND-Hochschulgruppe
Rund ein Dutzend aktive Studierende bilden zurzeit die BUND-Hochschulgruppe an der Uni Ulm, die 2007 gegründet wurde. Darunter sind Studierende und Promovierende der Fächer Biologie und Medizin sowie der Nachhaltigen Unternehmensführung. Sie alle begreifen sich als „Anwälte der Natur“, setzen sich aktiv für Naturschutz ein und betreiben regelmäßig Öffentlichkeitsarbeit.
Aktuell läuft die Mitmachaktion „Ohne Moos nix los“: Dabei soll die Natur am Eselsberg genau beobachtet werden. Außerdem bietet die Gruppe bunte Natur-Nachmittage für Grundschulkinder im Botanischen Garten an. „Wir wollen Kinder und Erwachsene dafür sensibilisieren, dass die Natur nicht nur faszinierend, sondern auch wertvoll und schützenswert ist“, so Cora Carmesin, 1. Sprecherin der Gruppe.
Bei ihren Aktionen ist die BUND-Gruppe oft im direkten Umfeld der Uni Ulm unterwegs. So beteiligt sie sich zusammen mit Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Ulm und Biologie-Professor Manfred Ayasse an der ökologischen Aufwertung des gesamten Geländes. Aktuell werden ein Nisthügel für bedrohte, bodenbrütende Wildbienen sowie Blühstreifen an der Uni-West angelegt. Des Weiteren sollen auf versiegelten Flächen der Universität Hochbeete installiert werden. So bekommen Studierende und Beschäftigten ohne eigenen Garten die Möglichkeit, selbst zu gärtnern und die eigenen Pflanzen wachsen zu sehen. Gemeinsam mit dem Botanischen Garten plant die Gruppe darüber hinaus den Walderlebnispfad am Oberen Eselsberg zu erweitern. Die neuen Stationen können voraussichtlich im Herbst ausprobiert werden.
Uni-weit bekannt geworden ist die BUND-Gruppe vor allem durch ihre Aktionen rund um die Bautätigkeit auf dem Campus. 2019 veranstaltete sie die Podiumsdiskussion "Uni im Grünen – Eine Farce" und forderte mehr Transparenz bei der Umsetzung des Masterplans für die Wissenschaftsstadt und bezüglich der zunehmenden Verdichtung auf dem Uni-Gelände. Dieses Jahr folgte eine Mahnwache, um auf weitere Baum-Fällungen aufmerksam zu machen.
Nachhaltigkeit auf der Agenda - Politische Hochschulgruppen
Auch Hochschulgruppen, die politischen Parteien nahestehen, haben das Thema Nachhaltigkeit in ihre Agenda aufgenommen.
Naturgemäß setzt sich die Grüne Hochschulgruppe seit 2018 für mehr Nachhaltigkeit ein. Bereits zwei Mal haben die Mitglieder bei der Veranstaltung „Nachhaltig für Neulinge“ im Gleis 44 Informationen über nachhaltige Ernährung mit regionalen und saisonalen Produkten, Kleidung sowie Alltagstipps verbreitet. Ein besonderes Augenmerk legt die Hochschulgruppe außerdem auf eine nachhaltige und umweltverträgliche Campusgastronomie. Gemeinsam mit dem Studierendenwerk haben die Mitglieder mehrere Veränderungen angestoßen: Im Zuge des Mensaumbaus soll der Speiseplan in Zukunft stärker vegetarisch-vegan ausgerichtet werden. Außerdem will die Grüne HSG die Wegwerfquote von Lebensmitteln reduzieren. Darüber hinaus beteiligt sich die Gruppe an Veranstaltungen der Bewegung „Fridays for Future“, der Seebrücke Ulm oder des lokalen Ablegers vom „Festival Contre Le Racisme“.
Auch die Juso Hochschulgruppe sieht Nachhaltigkeit als Teil ihres Programms. Die Studierenden setzen vor allem auf einen sozialverträglichen Umweltschutz. Vor einigen Jahren hat die Gruppe an der Uni Ulm einen „Fairteiler“-Schrank initiiert, in dem nicht benötigte Lebensmittel unentgeltlich abgegeben werden können. Des Weiteren organisieren die Mitglieder seit 2016 das Ulmer Festival Contre Le Racisme mit Vorträgen, Festen und Workshops, bei denen Interessierte aus der Universitäts- und Stadtgesellschaft zusammentreffen. Außerdem nehmen die Studierenden an Versammlungen der „Fridays for Future-“ oder der „Scientists for Future-“ Bewegungen teil und laden vor Wahlen zu Parteidebatten für eine politische Meinungsbildung ein.
Texte: Daniela Stang, Andrea Weber-Tuckermann
Fotos: HSG Nachhaltigkeit, Elvira Eberhardt, Christian Schmid, Juso HSG, Gleis 44