Jung und innovativ
EXIST-geförderte Startups & Initiativen
Aus der Universität Ulm sind bereits zahlreiche Unternehmen und Startups hervorgegangen, darunter heutige Größen wie Heliatek, Transporeon, Trumpf Photonics oder Witec. Noch recht jung, aber nicht weniger vielverspre- chend sind vier Gründungsprojekte und -initiativen aus der Uni, die über das EXIST-Programm gefördert und hier exemplarisch vorgestellt werden.
Biogas-Messdaten direkt aufs Smartphone
Biologen der Universität Ulm haben ein Sensorsystem entwickelt, das den Fermentationsprozess in Biogasanlagen in Echtzeit überwacht und die Messwerte direkt auf das Smart- phone übermittelt. Damit lässt sich die Methan-Produktion flexibilisieren, optimieren und schließlich sogar automatisieren. Das Startup »OptProC«, das sich rund um dieses patentierte Mess-System gegründet hat, wird über das EXIST-Programm des BMWK mit mehr als 150 000 Euro gefördert. Das neue Echtzeitmessverfahren ist robust, kostengünstig und leicht integrierbar. Es besteht aus einer Sensorlanze und einem Messgerät, das die Daten in einen Cloud-Speicher überträgt und so für mobile Endgeräte zugänglich macht. Das optische Sensorsystem erfasst direkt in der Fermenterflüssigkeit die Temperatur und den CO2-Partialdruck; beides gute Indikatoren, um die Prozessführung zu beurteilen. Entwickelt hat das Verfahren der ehemalige Leiter des Instituts für Systematische Botanik und Ökologie, Prof. Marian Kazda, mit wissenschaftlichen Mitarbeitern aus dem Institut. Zum Startup gehören Andreas Rembold, Dr. Sharif Ahmed sowie Lars Seisser.
Weitere Infos: t1p.de/OptProc
Angriffe des Immunsystems auf eigenen Körper verhindern
Ein besonderes Protein steht im Mittelpunkt des neuen Immunologie-Startups Quasar Therapeutics. Es soll Fehlregulationen der Immunabwehr beheben und verhindern, dass sich ein Teil des angeborenen Immunsystems gegen den eigenen Körper richtet. Die Unternehmensgründer Dr. Arthur Dopler und Matteo Mohr haben aus dem EXIST-Forschungstransfer-Programm 1,2 Millionen Euro erhalten, um das vielversprechende Protein zu produzieren, zu charakterisieren und dessen Wirksamkeit nachzuweisen. Dieses Förderprogramm, das vom Bund und der EU getragen wird, unterstützt Gründungsvorhaben mit hohem Risiko und Entwicklungsaufwand. Die Gründer wollen dieses Regulator-Molekül in die klinische Anwendung bringen, um Erkrankungen des sogenannten Komplementsystems – das ist ein Teil des angeborenen Immunsystems – wirkungsvoller und schonender zu behandeln. Denn diese seltenen Krankheiten haben gravierende Folgen für die Betroffenen. Entwickelt wurde das neuartige Regulator-Molekül von Doplers Doktorvater Professor Christoph Schmidt vom Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Naturheilkunde in Zusammenarbeit mit Forschenden aus der Immunologie und Transfusionsmedizin.
Digitale Zwillinge evaluieren Heilungsverlauf von Knochenbrüchen
OSORA verbindet Software und Medizin. Das Startup entwickelt Computermodelle von Knochenbrüchen, die den individuellen Heilungsverlauf vorhersagen. Eingesetzt werden dabei sogenannte Digitale Zwillinge, realisiert auf der Grundlage medizinischer Bildgebung und Patientendaten. Mit diesen mathematischen Modellen können nicht nur Behandlungsplanung und Reha-Management individuell unterstützt werden, sondern auch Therapieoptionen und Knochen-Implantat-Verbindungen evaluiert werden. Die Herausforderung bei der Modellierung besteht darin, relevante biomechanische Prozesse wie die Knochenbildung oder den Einfluss von Implantaten realitätsgetreu nachzubilden. OSORA ist eine Ausgründung von Mitarbeitern des Ulmer Zentrums für Wissenschaftliches Rechnen und des Instituts für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik am Universitätsklinikum. Das Ulmer Startup erhielt 2021 eine Förderung über das EXIST Forschungstransfer-Programm. Es wurde 2023 mit dem Gründungspreis für Digitale Innovationen des BMWK ausgezeichnet und gewann im gleichen Jahr den Konzeptwettbewerb im Science4Life Venture Cup. Zu den Gründern von OSORA gehören Dr. Lucas Engelhardt, Dr. Frank Niemeyer und Dr. Andreas Arnegger.
Frauen für die Existenzgründung begeistern
Zehn Studentinnen und Doktorandinnen der Uni Ulm sind im Februar in das EXIST Women Programm gestartet. Möglich gemacht hat dies der erfolgreich gestellte Förderantrag des Entrepreneurs Campus. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz stellt dafür insgesamt 88 500 Euro zur Verfügung. Zu den ausgewählten Teilnehmerinnen gehören Anna Maria Zeljkovic, Frauke Schäfer, Humay Hamidli, Ines Erhardt, Jana Funke, Jessica Schiele, Lea Widler, Mareike Danne, Tanja Gäßler und Yonca Kayaoglu. Die gründungsinteressierten Frauen kommen aus der Psychologie, den Wirtschaftswissenschaften, der Medizin und Medieninformatik, dem Chemieingenieurwesen sowie der Quantenphysik und Elektrotechnik. Die Mehrheit der vorgestellten Startup-Ideen war technischer Natur, aber auch Bildung, Gesundheit und Wirtschaft sind Gründungsfelder. Für die angehenden Gründerinnen gibt es Qualifizierungsangebote vor Ort und regelmäßige Vernetzungstreffen, unter anderem beim »Gründerinnenforum« in Berlin. Außerdem erhalten die geförderten Frauen für ein Jahr monatliche Stipendien sowie einen Sachmittelzuschuss.
Texte: Andrea Weber-Tuckermann
Fotos: OptProC, Melanie Kamrath, OSORA medical GmbH, Lena Schmid