Es war das erste Mal, dass ein Team der Uni Ulm bei "ChemCar" an den Start ging. Mit einer Punktlandung schafften es die angehenden Chemieingenieure beim diesjährigen Wettbewerb der chemisch angetriebenen Modellfahrzeuge dann auf Anhieb auf den ersten Platz. Genau 14, 5 Meter - die Distanz wurde erst kurz vom dem Rennen ausgelost - hatten die Wettbewerbsfahrzeuge zurückzulegen. Dabei ging es nicht um Schnelligkeit, sondern um Präzision. Das Ulmer Team überzeugte sowohl in der Theorie als auch in der Praxis und wurde dafür mit dem Hauptpreis in Höhe von 2000 Euro belohnt.
Der Mannschaft der Uni Ulm gelang es als einziger, ihr Fahrzeug im Abstand von wenigen Zentimetern zur Zielmarke - es waren genau zwei - zum Stehen zu bringen. Selbst die Teams auf Platz zwei von der DHBW Mannheim und drei von der TU Dortmund blieben mit Abweichungen im Meterbereich weit abgeschlagen. Die sechs Ulmer Bachelor- und Masterstudierenden des Studiengangs Chemieingenieurwesen haben sich als Newcomer in diesem anspruchsvollen Wettbewerb für eine Konstruktion nach dem KISS-Prinzip entschieden. "Das Akronym steht für 'keep it simple and stupid' und heißt nichts anderes, als dass man sich dabei auf bekannte und sichere Verfahren konzentriert", erklärt der Ulmer Team-Sprecher Pascal Wörle, der in diesem Jahr seinen Bachelor-Abschluss für Chemieingenieurwesen gemacht hat und nun sein Masterstudium beginnt.
Mit einer Brennstoffzelle wird das Auto angetrieben ...
Was die Energiequelle angeht - im Ulmer Fahrzeug kommen Brennstoffzellen zum Einsatz - haben sich die Ulmer Tüftler von einem der Forschungsschwerpunkte der Universität Ulm inspirieren lassen: der Nutzung nachhaltiger Energien. Aus Sicherheitsgründen kam hier eine Direkt-Methanol-Brennstoffzelle (DMFC) zum Einsatz anstatt Wasserstoff. Als Antrieb fungierte ein kleiner Gleichstrommotor.Überhaupt spielte bei "ChemCar" neben der Präzision auch die Sicherheit eine wesentliche Rolle. So musste für den Gesamtwettbewerb neben dem Konstruktionskonzept auch ein ausführliches Sicherheitskonzept mit eingereicht werden.
... und mit einer Joduhr gestoppt
Um das Fahrzeug nach dem Ablauf einer bestimmten Zeit und einer entsprechend langen Strecke gezielt abzustoppen, haben die Ulmer auf ein bewährtes chemisches Verfahren zurückgegriffen: auf eine sogenannte Landoldt-Reaktion, die auch als Joduhr bekannt ist. Bei dieser Reaktion kommt es nach einer bestimmten Zeit schlagartig zu einem Farbumschlag. Je nach Temperatur und Konzentration der dafür benötigten Lösungen kann auf weniger als eine Sekunde genau vorausbestimmt werden, wann sich die klare Flüssigkeit dunkel einfärbt. Mit einer Photodiode haben die Ulmer "ChemCar"-Sieger den Farbumschlag erfasst und dann über ein damit verbundenes Relais die Stromversorgung des Motos abgestellt. "Durch die Kalibrierung der Stopp-Reaktion konnten wir die Fahrstrecke ziemlich genau festlegen", erklärt Wörle das Grundprinzip ihres erfolgreichen Bremskonzepts. Dass das Ulmer Siegerfahrzeug für den Laien wie ein ziemlich verrücktes Konglomerat aus Laborzubehör und chemischen Gerätschaften aussieht, das irgendwie auf einen fahrbaren Untersatz montiert wurde, ist also kein Wunder.
VDI-Organisation organisiert Wettbewerb für den Nachwuchs
Mitgemacht an "ChemCar 2018" haben Teilnehmer von fünf deutschen Universitäten und Hochschulen sowie aus Polen und Indonesien. Organisiert wurde der Wettbewerb der chemisch angetriebenen Fahrzeuge ("ChemCar") von den "kreativen jungen Verfahrens-Ingenieuren" (kjVI). Die Nachwuchsorganisation gehört der Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) an. Ausgetragen wurde das Rennen übrigens im Rahmen einer verfahrenstechnischen Tagung (ProcessNet-Jahrestagung) Mitte September in Aachen.
"Wir sind stolz auf die Leistung der angehenden Chemieingenieure"
"Ich bin sehr stolz auf diesen tollen Erfolg, den unsere Studierenden beim 'ChemCar'-Wettbewerb eingefahren haben. Zum ersten Mal dabei zu sein und gleich den Siegerpokal mit nach Hause nehmen zu können, ist eine fantastische Auszeichnung für unsere angehenden Chemieingenieure. Um diesen Erfolg zu verstetigen, möchten wir an der Uni eine eigene Lehrveranstaltung passend zu diesem Wettbewerb anbieten. Damit auch in den Folgejahren ein Team von unserer Uni bei dieser großartigen Veranstaltung regelmäßig an den Start gehen können", so Professor Robert Güttel, Leiter des Instituts für Chemieingenieurwesen an der Uni Ulm.
Zu den Mitgliedern des erfolgreichen Teams UUlm gehörten Kerstin Albers, Sarah Hoffmann, Benjamin Hämmerle, Jonas Tetzloff, Pascal Wörle und Christian Wolf.
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann