Der Ökologe und Botaniker Professor Steven Jansen ist seit 1. April neuer Leiter des Botanischen Gartens der Universität Ulm. Er folgt damit auf Professor Marian Kazda, dem vormaligen Leiter des Instituts für Systematische Botanik und Ökologie, der Ende März in Ruhestand gegangen ist. Die wissenschaftlich und für den Unterricht genutzte Gartenanlage auf dem Oberen Eselsberg gehört zu den größten Botanischen Gärten in Deutschland. Sie ist ein Besuchermagnet und in Stadt und Region sehr beliebt.
Mit einer Fläche von 28 Hektar, rund 5000 verschiedenen lebenden und 80 000 herbarisierten Pflanzen ist der Botanische Garten der Universität Ulm sehr bedeutend im Süden Deutschlands. „Neben den fünf Gewächshäusern gehören zu dieser wissenschaftlichen Gartenanlage nicht nur artenreiche naturnahe Lebensräume, sondern auch bewirtschaftete Flächen, die zeigen, wie sich Eingriffe des Menschen auf die Natur auswirken“, erklärt Professor Steven Jansen, der seit dem 1. April neuer Leiter des Botanischen Gartens ist. Der Wissenschaftler hat von seinem Vorgänger Professor Marian Kazda auch die Leitung des Instituts übernommen, das jetzt Institut für Botanik heißt.
Steven Jansen, seit 2009 an der Uni Ulm, forscht zur Wasserversorgung von Pflanzen und auch zum Thema Trockenstress. Der Wissenschaftler gehört zu den weltweit einflussreichsten Experten für funktionelle Pflanzenmorphologie und den Wassertransport in Pflanzen. Der Botaniker taucht mit elektronenmikroskopischer Genauigkeit ein in die Anatomie der Pflanzen und ihrer Leitsysteme. Sein Forschungsinteresse gilt außerdem der Bionik und der Entwicklung „künstlicher Bäume“: In der Zusammenarbeit mit Physikern und Materialwissenschaftlern arbeitet der Belgier an der Modellierung synthetischer Pflanzenteile wie Wurzeln, Sprossachsen und Blättern. Jansen, der von 2016 bis Ende März 2023 stellvertretender Leiter des Botanischen Gartens war, nutzt diese Anlage seit Jahren sehr intensiv für seine Forschung und für die Lehre. Dazu gehören zum Beispiel botanische Bestimmungsübungen, Exkursionen und Geländeübungen. Als neuer Leiter möchte der 50-jährige Botaniker nun noch stärker in die Öffentlichkeit wirken.
Berti, die Buche, ist ein bekannter Botschafter des Botanischen Gartens
Ein weithin bekannter botanischer Botschafter ist Berti, die Buche, initiiert von jungen Forschenden aus Jansens Arbeitsgruppe und Aktiven der BUND-Hochschulgruppe. Dieser sogenannte „Talking Tree“ ist mit moderner Sensortechnik ausgerüstet und kann Daten liefern, die uns helfen, Vorhersagen zu treffen, wie der Baum mit zunehmender Trockenheit und steigenden Temperaturen zurechtkommt. Jansen plant auf der Waldfläche im Botanischen Garten einen „Talking Forest“ für ein Forschungsprojekt zum Klimawandel. Und auch in Zusammenarbeit mit der Stadt Ulm sollen im Stadtgebiet 10 Talking Trees installiert werden, die die Bürgerinnen und Bürger über Ökosystemleistung und Befindlichkeit der Bäume informieren und dafür begeistern sollen.
Auf großes Interesse und enorme Beliebtheit stößt auch das 2014 realisierte Farntal und das Feuchtbiotop. Der langjährige Leiter der botanischen Einrichtung, Professor Marian Kazda, hat dies in Zusammenarbeit mit den „Freunden des Botanischen Gartens e.V.“, der Universität und der Stadt Ulm realisiert. Der studierte Forstwissenschaftler, der sich später auf Ökophysiologie und Ökosystemdynamik spezialisiert hat, ist Experte für Feuchtgebiete und die Entstehung von Gasen unter Sauerstoffabschluss. Er forschte selbst jahrelang zur Unterwasserphotosynthese sowie zur Entstehung von Treibhausgasen, was er auch in die praktische Biogasanwendung umgesetzt hat. Besonders im Fokus der Arbeit des gebürtigen Tschechen sind die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Wurzelgewebe und Boden beim Nährstoff- und Gasaustausch. Das Lehrgewächshaus war viele Jahre nicht nur für ihn ein lebendiges Laboratorium. „Früher gehörte der Botanische Garten traditionell zum `Königreich´ der Professoren für pflanzliche Systematik. Doch heute steht der Garten als zentrale Einrichtung der Universität allen Interessierten zur Verfügung“, sagt Kazda.
Erkenntnisquelle, Sehenswürdigkeit und grünes Klassenzimmer - all das ist der Botanische Garten
„Der Botanische Garten ist der grüne Schatz der Universität Ulm. Er wird nicht nur für die Forschung und Lehre intensiv genutzt, sondern auch hoch geschätzt von den Bürgerinnen und Bürgern aus der ganzen Region: ob als Ort der Muse und Erholung, als botanische Sehenswürdigkeit oder als `Grünes Klassenzimmer´ für Schülerinnen und Schüler“, sagt Professor Michael Weber, Präsident der Universität Ulm. Und auch der ehemalige Leiter Marian Kazda wird in Zukunft einen festen Platz dort haben. Im Farntal steht sein „Ruhesitz“, eine Holzbank, die er 2017 selbst gestiftet hat.
Hintergrund:
Der Botanische Garten der Universität Ulm gehört mit einer Fläche von 28 Hektar, rund 5000 verschiedenen lebenden Pflanzen und einer Vielzahl unterschiedlicher Naturräume zu den flächenmäßig größten Botanischen Gärten in Deutschland. Zum Freigelände gehört ein Stück `Urwald´, dazu kommt Hutewald, das Arboretum sowie Wiesen mit Ackerwildkräutern, Blumen und Streuobstbäumen sowie Apotheker-, Bauern-, Rosen- und Tagliliengarten. Mit dem Feuchtbiotop und dem 2014 angelegten Farntal, bereichern zwei ökologisch besonders wertvolle, naturidentische Lebensräume die biologische Vielfalt der Anlage. Weitere Highlights dieser wissenschaftlich wertvollen Ulmer Sehenswürdigkeit sind die fünf Gewächshäuser, die die Vegetation aus ganz unterschiedlichen Klimazonen präsentieren – vom Wüstenklima bis zum Bergregenwald.
Weitere Informationen:
https://www.uni-ulm.de/einrichtungen/garten/
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann