Mit der offiziellen Vertragsunterzeichnung wurde es besiegelt: Die Forschungskooperation zwischen Boehringer Ingelheim und der Universität Ulm wird um drei Jahre verlängert. Insgesamt 4,5 Millionen Euro investieren die Projektpartner und das Land Baden-Württemberg in die Fortführung des "Boehringer Ingelheim Ulm University (BIU) - BioCenter".
2,25 Millionen Euro finanziert das Pharmaunternehmen, 750 000 Euro übernimmt die Universität und mit weiteren 1,5 Millionen Euro unterstützt das Stuttgarter Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) den biomedizinischen Forschungsverbund. Neben der anwendungsorientierten Grundlagenforschung hat das im Oktober 2011 gegründete BIU BioCenter das Ziel, innovative präklinische und klinische Forschungskonzepte zu etablieren. Diese sollen einerseits die Diagnose von Erkrankungen erleichtern sowie andererseits die Entwicklung neuer Therapieansätze und Medikamente fördern. Mediziner und Molekularbiologen aus dem Klinikum und der Universität arbeiten dabei Hand in Hand mit Wissenschaftlern des Pharmaunternehmens.
Ein besonders gelungenes Beispiel einer Private Public Partnership
"Das BIU BioCenter ist ein besonders gelungenes Beispiel für eine 'Public Private Partnership' und hat dabei die Güte eines Sonderforschungsbereiches", lobte zuvor Universitätspräsident Professor Michael Weber den Forschungsverbund und dankte dem Unternehmen und dem Land für deren tatkräftige und finanzielle Unterstützung. Mit diesem Paradebeispiel einer synergistischen Forschung könnten Erkenntnisse aus der biomedizinischen Grundlagenforschung direkt für die Entwicklung neuer Therapieansätze in der pharmazeutischen Biotechnologie nutzbar gemacht werden.
Die Amtschefin des MWK, Ministerialdirektorin Dr. Simone Schwanitz, betonte die Bedeutung dieser "Industry on Campus"-Initiative für den Biotechnologie- und Pharmaziestandort Baden-Württemberg. Von einer solchen Kooperation profitierten nicht nur die beteiligten Partner, sondern auch das Innovations- und Investitionsklima des Forschungs- und Wirtschaftsstandorts. "Wissenschaftliche Exzellenz geht hier einher mit wirtschaftlichem Erfolg", so Schwanitz. Außerdem seien die Schwerpunktthemen des BIU BioCenter von großer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bedeutung.
Nach der exzellenten Begutachtung steht nun die Verstetigung auf der Agenda
Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit stehen seit der ersten Förderphase (2012 bis März 2016) die Erforschung neuropsychiatrischer und kardiometabolischer Krankheitsbilder sowie von Lungenerkrankungen. Neu hinzugekommen ist mit der zweiten Förderperiode das Thema Immunmodulation. "Fehlgeleitete Immunreaktionen spielen bei einer ganzen Reihe von Krankheiten eine Rolle. Ob bei chronischen Darmerkrankungen, Allergien oder Rheuma sowie nicht zuletzt bei vielen Krebserkrankungen", erläutert Professor Klaus-Michael Debatin. Der Vizepräsident für Medizin an der Universität Ulm ist Sprecher des BIU BioCenter und hat in seiner Zeit als Dekan der Medizin diese Forschungspartnerschaft maßgeblich vorangetrieben. Nach der exzellenten Begutachtung durch externe Gutachter gelte es nun, die Verstetigung dieser Kooperation in Angriff zu nehmen. Debatins Vision: eine feste Form zu finden für dieses einträgliche "Industry on Campus"-Projekt.
Professor Eric Haaksma, Forschungsleiter Deutschland der Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, betonte wie sehr auch das Unternehmen von dieser Partnerschaft auf Augenhöhe profitiere. "Die Mediziner kennen die Patienten und ihre Bedürfnisse am besten", meinte Haaksma. Und das Ziel dieser engen Forschungspartnerschaft bestünde ja darin, Therapien zu entwickeln, die für die Patienten ein echter Gewinn sind. "Die Verlängerung ist konsequent und sinnvoll, will man die Zusammenarbeit zwischen der akademischen Grundlagenforschung und der biomedizinischen Forschung in der Industrie fördern", sagte dazu auch Professor Andreas Barner, Vorsitzender der Unternehmensleitung Boehringer Ingelheim.
Anstatt nach Los Angeles zur Oscar-Verleihung kam die MWK-Amtchefin nach Ulm
Der Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Thomas Wirth, ergriff zuletzt das Wort und nahm dabei Bezug auf die Oscar-Bemerkung von Ministerialdirektorin Schwanitz, die - wie sie zuvor lächelnd anmerkte - anstatt nach Ulm zur Vertragsunterzeichnung auch zur großen Nacht der Filmstars nach Los Angeles hätte reisen können. Stattdessen erhielt sie kurzerhand aus den Händen des Dekans einen "virtuellen Oscar" für die Unterstützung der Landesregierung. Weitere virtuelle Trophäen vergab Wirth an Boehringer Ingelheim für den Mut des Unternehmens, sich in dieser ganz frühen Phase der Forschung so stark zu engagieren sowie an Professor Debatin. Dieser habe als Spiritus Rector das BIU BioCener nicht nur initiiert, sondern auch mit großem Engagement vorangetrieben.
Der Output des BIU BioCenter kann sich übrigens schon jetzt sehen lassen. Von den ursprünglich 17 Projekten der ersten Förderphase - finanziert ebenfalls mit 4,5 Millionen Euro in derselben Aufteilung -, wurden zwei Drittel bei der Begutachtung zur Weiterförderung empfohlen. Außerdem entstand in diesem Zusammenhang eine Vielzahl von Publikationen mit einem Gesamt-Impactfaktor von über 190. Vierzehn Veröffentlichungen konnten in High-Impact-Journalen publiziert werden. Und beim letzten Symposium wurden für die zweite Förderphase über 35 gemeinsam erarbeitete Forschungsbeiträge vorgestellt.
Hintergrundinformation zum BIU BioCenter
Der Forschungsverbund geht zurück auf den Kooperationsvertrag "Public Private Partnership-Forschungsverbund Boehringer Ingelheim Ulm University BioCenter (BIU)", der am 19. Oktober 2011 von Professor Gerd Schnorrenberg, dem damaligen Bereichsleiter Forschung Deutschland bei Boehringer Ingelheim, und Professor Karl Joachim Ebeling, dem damaligen Präsidenten der Universität Ulm, unterschrieben wurde. Wie die zweite Förderphase wurden auch die ersten drei Jahre mit insgesamt 4,5 Millionen Euro gefördert. Davon kommen jeweils 2,25 Millionen Euro von Boehringer Ingelheim, 750 000 Euro von der Universität Ulm und 1,5 Millionen Euro vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg. Insgesamt flossen damit 9 Millionen Euro in diese Kooperationsinitiative.
Von der Struktur und den Qualitätskriterien her ist das BioCenter angelegt wie ein Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Neben der anwendungsorientierten Grundlagenforschung hat der kooperative Verbund das Ziel, innovative präklinische und klinische Forschungskonzepte zu etablieren. Zu den Schwerpunktthemen der ersten Förderphase (1. Januar 2012 bis 31. März 2016) gehören der Bereich "KardioMetabolics", die Neurowissenschaften sowie die Pulmonologie. Die zweite BIU-Förderperiode (1. April 2016 bis 31. März 2019) wurde um eine vierte Säule erweitert: die Immunmodulation. Im Fokus der BIU-Forschung stehen biomedizinische Zusammenhänge, die auf molekularbiologischer Ebene untersucht werden. Dabei geht es vor allem um die Identifikation von neuen Biomarkern sowie um die Analyse fehlgesteuerter Signaltransduktionswege.
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann