Es ist das weltweit erste und bislang einzige seiner Art: das SALVE-Mikroskop. Seit September steht das neue Niederspannungstransmissionselektronenmikroskop, an dessen Entwicklung Wissenschaftler der Universität Ulm federführend beteiligt waren, auf dem Oberen Eselsberg. Am Montag, den 11. Dezember (15 Uhr) wird es nun mit einem großen Festakt eingeweiht. Die Veranstaltung findet im Hörsaal "Innere Medizin" im Gebäudekreuz O 23 an der Universität Ost statt (siehe roter Kreis im Lageplan).
Vertreter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) Baden-Württemberg werden dazu genauso erwartet wie die Präsidenten der nationalen, europäischen und internationalen Gesellschaften für Mikroskopie. Mit dabei sind auch der Physiknobelpreisträger Professor Klaus von Klitzing sowie zahlreiche weitere renommierte Physiker, Materialwissenschaftler und Mikroskopie-Experten.
"Das SALVE-Gerät ist das Resultat jahrelanger Forschung. Dieses einzigartige Forschungsgerät verschafft uns nicht nur ungeahnte Einblicke in die Welt der Atome, sondern ermöglicht der Universität Ulm, sich weiter zu einem führenden Forschungszentrum für Mikroskopie weltweit zu entwickeln", so Professorin Ute Kaiser, Leiterin der Materialwissenschaftlichen Elektronenmikroskopie. Die Physikerin leitet seit 2009 das SALVE-Projekt der Universität Ulm zur höchstauflösenden Niederspannungsmikroskopie. Die Abkürzung steht für "Sub-Ångström Low Voltage Electron microscopy". Mit dem Einzug des tonnenschweren, fünf Meter großen Mikroskops vor zwei Monaten in einen Spezialneubau am Oberberghof hat das Projekt nun sein erfolgreiches Ende gefunden.
Die Gäste- und Rednerliste zur Einweihungsfeier ist beachtlich. Auf dem Programm stehen Grußworte wie Fachvorträge; Professorin Ute Kaiser wird die besondere Entwicklungsgeschichte von SALVE vorstellen und erste Forschungsergebnisse präsentieren, die mit Hilfe des neuen Mikroskops bereits gewonnen wurden. Mikroskopische Einblicke in ein ganz besonderes Material erhofft sich der Graphen-Experte Professor Klaus Müllen, emeritierter Direktor des Max-Planck-Instituts (MPI) für Polymerforschung in Mainz.
Der Nobelpreisträger und Physiker Professsor Klaus von Klitzing (MPI für Festkörperforschung, Stuttgart) erklärt, was der höchste Wissenschaftspreis der Welt mit Mikroskopie zu tun haben kann. Nicht weniger anspruchsvoll, aber wohl etwas lockerer, geht es dann am Abend bei den After Dinner Talks zur Sache. Dass sich Wissenschaft und Kreativität nicht ausschließen, demonstriert der Elektronenoptik-Experte Professor Hannes Lichte von der Technischen Universität Dresden in seinem Vortrag. Der Ulmer Quantenphysiker Professor Wolfgang Schleich widmet sich danach einer ganz besonderen Geburtsgeschichte: der Entstehung der Schrödingergleichung.
Hintergrund:
Was ist besonders am SALVE-Gerät? Dieses Transmissionselektronenmikroskop arbeitet mit Niederspannung, sodass nun erstmals auch elektronenstrahlempfindliche Materialien wie Biomoleküle und ultradünne Materialien elektronenmikroskopisch untersucht werden können. Um höchstauflösende Aufnahmen zu erhalten, wurde für das Gerät ein spezielles elektronenoptisches Korrektorsystem (Cc/Cs-Korrektor) entwickelt, das auftretende Farb- und Öffnungsfehler gleichzeitig bereinigen kann. Für die Materialwissenschaften und insbesondere für die Lebenswissenschaften ergeben sich bei einer subatomaren Auflösung von 75 Pikometern ungeahnte Einblicke in die Welt der kleinsten Teilchen. Entwickelt wurde das Mikroskop im Rahmen des seit 2009 laufenden SALVE-Projektes der Universität Ulm, an dem neben der Heidelberger Firma CEOS auch das Mikroskophersteller-Unternehmen FEI - jetzt Thermo Fisher - beteiligt war. Geleitet wurde das Projekt von der Ulmer Physikerin Professorin Ute Kaiser, die an der Universität Ulm die Materialwissenschaftliche Elektronenmikroskopie leitet. Die Deutschen Forschungsgemeinschaft und das Land Baden-Württemberg haben das SALVE-Projekt mit 10,6 Millionen Euro gefördert. Die Abkürzung steht übrigens für "Sub-Ångström Low Voltage Electron microscopy". Im September 2017 zog das Super-Mikroskop in ein eigens dafür errichtetes Spezialgebäude auf dem Oberen Eselsberg.
Das Programm der Veranstaltung mit Lageplan finden Sie hier als PDF!
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann