Großer Erfolg für die Universität Ulm: Fünf Millionen Euro für fünf Jahre erhält sie für die Einrichtung einer weiteren Humboldt-Professur im Bereich Quantenphysik. Mit diesem Angebot möchte die Uni der italienischen Quantenphysikerin Professorin Francesca Ferlaino die Möglichkeit geben, unter international hervorragenden Bedingungen an der Universität Ulm zu forschen.
Ferlaino hat in Neapel Physik studiert und in Florenz an der Universität und am European Laboratory for Non-Linear Spectroscopy (LENS) promoviert. Seit 2012 ist sie Professorin für Atomphysik an der Universität Innsbruck und leitet dort als Direktorin den Forschungsschwerpunkt Physik sowie eine internationale Forschungsgruppe zum Erbium-Projekt.
Die 35-jährige Wissenschaftlerin forscht auf Gebieten der Atom- und Molekülphysik, der Quantenoptik und Laserphysik. Sie gilt als international führende Expertin für die Durchführung von Quantengasexperimenten. „Ihr gelang 2012 zum ersten Mal die Herstellung eines Bose-Einstein-Kondensats von Erbium“, schwärmt Uni-Präsident Professor Karl Joachim Ebeling, selbst Physiker. Sie hat nicht nur zahlreiche vielzitierte Veröffentlichungen in renommierten Zeitschriften vorzuweisen, sondern auch mehrere Auszeichnungen, darunter millionenschwere Forschungspreise wie einen ERC Starting Grant der EU und einen START-Förderpreis des österreichischen Wissenschaftsfonds FWF. Ihre Spezialgebiete umfassen Efimov-Physik, Bose-Einstein-Kondensation, ultrakalte Moleküle und exotische Quantengase. Ferlaino hat zwei Kinder, das jüngere wurde im Sommer geboren.
Die Universität Ulm, die sich um diese Humboldt-Professur intensiv beworben hatte, verspricht sich von der Berufung Ferlainos auf die neu eingerichtete Humboldt-Professur eine Stärkung des Fachbereichs Physik. „Mit ihr rückt unsere Quantenphysik noch stärker in den internationalen Fokus, außerdem gibt es zahlreiche Kollaborationsmöglichkeiten und Anknüpfungspunkte für hauseigene und einrichtungsübergreifende Forschungsprojekte“, erläutert Professor Wolfgang Schleich vom Institut für Quantenphysik, der den erfolgreichen Antrag an die Humboldt-Stiftung vorbereitet hat. Dies gilt insbesondere für das Interdisziplinäre Zentrum für Integrierte Quantenwissenschaften und -technologie (IQST) und den Transregio SFB21 „Quantenkontrolle in maßgeschneiderter Materie“ der Universitäten Ulm und Stuttgart sowie des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung (Stuttgart). „Außerdem ist die experimentelle Physik mit ultrakalten Atomen und Molekülen ein absolutes High-Tech-Feld. Da ist es mehr als ratsam, wertvolles technologisches Know-How und extrem teure Apparaturen gemeinsam zu nutzen“, erklärt Ebeling.
Die Ulmer Quantenphysiker hatten Ferlaino zur einer SFB-Tagung im November 2012 im Wissenschaftszentrum Schloss Reisensburg eingeladen und erinnern sich noch gut an ihren faszinierenden Vortrag, der – Schleich zufolge – bei allen Kollegen einen großen Eindruck hinterließ. „Francesca Ferlaino ist eine überaus ehrgeizige Wissenschaftlerin, dabei als Mensch aber immer freundlich und unkompliziert. Wir sind fest überzeugt, dass sie nicht nur ein großer Zugewinn für unseren Fachbereich sein wird, sondern auch eine wunderbare Kollegin“, sind sich die Ulmer Fachkollegen sicher.
Mit den Professoren Wolfgang Schleich und Martin Plenio – ebenfalls Humboldt-Professor – sowie Joachim Ankerhold, Tommaso Calarco, Johannes Denschlag, Susana Huelga und Fedor Jelezko ist die Quantenphysik in Ulm bereits gut aufgestellt und konnte sich wissenschaftlich auch international profilieren. „Wir sind auf jeden Fall sehr glücklich, dass es gelungen ist, eine weitere Humboldt-Professur für die Universität zu gewinnen und werden alles daran setzen, dass Fancesca Ferlaino das Angebot schnell annehmen wird“, so der Uni-Präsident.
Halbjährlich vergibt die Alexander-von-Humboldt-Stiftung jeweils bis zu zehn Professuren. Dieses mithin höchstdotierte Förderprogramm zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen in der deutschen Wissenschaft. Die Humboldt-Professur soll für herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland konkurrenzfähige Rahmenbedingungen an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen schaffen. Ausgezeichnet werden durch die Humboldt-Stiftung weltweit führende Vertreter eines Forschungsbereichs, darunter auch Deutsche, die im Ausland forschen. Die Finanzmittel dafür stammen aus dem Internationalen Forschungsfond für Deutschland, der aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bereitgestellt werden. Das Ziel: etablierte Spitzenforscher aus dem Ausland dauerhaft für die deutsche Forschung zu gewinnen und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sichern. Antragsberechtigt sind alle deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
Weitere Informationen:
Universitätspräsident Prof. Dr. Karl Joachim Ebeling;
Tel. 0731 / 50 – 22000; E-Mail: praesident@uni-ulm.de