Vorweihnachtliche Bescherung in der Villa Eberhardt: Im Rahmen einer inzwischen traditionellen Feier hat die Universität Ulm am Montag ihre Forschungs- und Lehrboni des Jahres sowie die Zertifikate der Hochschuldidaktik verliehen. Professor Axel Groß als Vizepräsident für Forschung und Informationstechnologie und Hans Hengartner, Vorsitzender der Ulmer Universitätsgesellschaft (UUG) belohnten dabei zwei viel versprechende Forschungskonzepte von Nachwuchswissenschaftlern mit jeweils 10 000 Euro Fördermitteln, jeweils hälftig finanziert von Uni und UUG und gedacht als Anschubfinanzierung für die Einwerbung weiterer Forschungsgelder.
Professor Ulrich Stadtmüller, Vizepräsident der Uni für Lehre und Internationales, zeichnete Wissenschaftler aus den vier Fakultäten für besondere Leistungen in seinem Geschäftsbereich aus. Die Lehrboni sind mit jeweils 2000 Euro dotiert.
"Es ist uns wichtig, dass wir auch das Engagement in der Lehre würdigen können", sagte Stadtmüller, "denn Hochschullehrer sind heute an vielen Stellen sehr gefordert und zudem sind die Ansprüche der Studierenden an die Lehre sehr gewachsen".
Die Forschungsboni seien eine Anerkennung für hart erarbeitete Leistungen und zeichneten die Inhaber aus, befand Professor Groß und stellte fest: "Sie haben im Lebenslauf eines Wissenschaftlers durchaus Gewicht."
Bei der Auswahl seien auch in diesem Jahr strenge Maßstäbe angelegt worden, erklärte der UUG-Vorsitzende Hans Hengartner und betonte nicht ohne Stolz, dass die Fördergesellschaft die „interne Exzellenz-Initiative“ bisher mit insgesamt mehr als 300 000 Euro unterstützt habe.
Forschungsbonus Nummer eins ging an Dr. Lenka Plavcová, Jahrgang 1983 und seit April des Jahres mit einem Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung bei Juniorprofessor Steven Jansen im Institut für Systematische Botanik und Ökologie tätig. Ihre Forschungsgebiete erstrecken sich von der Ökophysiologie über die vergleichende Pflanzenanatomie bis zur Molekularen Pflanzenbiologie, wobei sie sich zuletzt auf den Wassertransport im Xylem, im toten holzigen Leitgewebe höherer Pflanzen also konzentriert hat. „Sie konnte die Struktur-Funktionsbeziehung von lebenden, stoffwechselaktiven Zellen, dem sogenannten Strahlen- und Axialparenchym, im Xylem von Modellpflanzen aufklären und Funktionen dieser Zellen bei der Nährstoff- und Wasserspeicherung, bei der Resistenz gegenüber Pflanzenpathogenen und bei der Wiederauffüllung von ausgetrocknetem Leitgewebe nach Trockenphasen nachweisen und damit einen wichtigen Beitrag zur Pflanzenökophysiologie leisten“, stellte Studiendekan Professor Bernhard Eikmanns als Laudator fest. Zudem habe sie sich erfolgreich mit biologischen Prozessen in Überschwemmungsgebieten und mit der intra- und interspezifischen, phänotypischen Plastizität in Pappelxylem beschäftigt und sich auf beiden Gebieten außerordentlich profiliert.
Eikmanns zweite Laudatio galt Dr. Ioannis Brouzos, Jahrgang 1984 und seit Februar des Jahres Mitglied einer Forschungsgruppe von Professor Tommaso Calarco am Institut für Quanteninformationsverarbeitung. Seine Arbeit sei Teil eines europäischen Forschungsprojekts zu Quanteninterferometern mit Bose-Einstein-Kondensaten, berichtete der Laudator. „Die optimalen Kontrolltechniken von Mehrkörperproblemen, die von der Gruppe entwickelt werden, sollen dabei helfen, die Leistungsfähigkeit von Quanteninterferometern weiter zu verbessern“, so Professor Eikmanns weiter. Besonders durch die Bereitstellung verschränkter, hochgradig korrelierter Quantenzustände bei Experimenten mit Bose-Einstein-Kondensaten, die mit optimierten Kontrollfeldern sehr schnell hergestellt werden könnten, seien interferometrische Mess-Sequenzen mit der größtmöglichen Genauigkeit möglich. Dabei setze das so genannte Standard-Quantenlimit aufgrund der Heisenbergschen Unschärferelation hier Grenzen. „Die Beeinflussung von Mehrkörpersystemen ist eine herausfordernde Aufgabe für Experiment und Theorie, die den Einsatz einer Kombination hochmoderner Simulationen und computergestützter Anwendungen nötig macht“, erklärte Eikmanns.
Mit dem Lehrbonus der Fakultät für Naturwissenschaften ausgezeichnet wurde, von Fachschaft und Studienkommission übereinstimmend befürwortet, Professor Harald Wolf (Institut für Neurobiologie). Damit anerkannt werde seine über Jahre hinweg erbrachte Lehrleitung und sein außergewöhnlicher persönlicher Einsatz, ferner Lehrveranstaltungen mit hoher didaktischer Qualität und sehr guten Lehrmaterialien.
Mit „besonderem Engagement und ausgezeichneter Lehre“ hatte auch die Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Informatik ihren Vorschlag für die Bonus-Vergabe begründet und zwar an PD Dr. Tatjana Stadnitski vom Fachbereich Psychologie. Insbesondere gewährleiste sie eine herausragende Ausbildung in der Methodenlehre und lindere die Angst vieler Studierender vor dem Fach Statistik.
Mit vielen Beispielen unterlegt wollte auch die Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften die Vergabe des Lehrbonus‘ an Manuel Bernhard gewürdigt wissen. Seine Tutorien und Übungen zeichneten sich seit langem durch exzellente Qualität und außerordentliches Engagement aus, so die beteiligten Fachschaften. Beeindruckend sei überdies die hervorragende didaktische Qualität seiner Vorlesungen.
Nicht persönlich entgegen nehmen konnte allein Professor Jan Kassubek (Neurologie) den Lehrbonus für die Medizinische Fakultät. Urkunde und Scheck erhielt für ihn Dr. Elmar Pinkhardt. Dem Neurologen verliehen worden ist die Auszeichnung für seine Verdienste bei der Entwicklung eines neuen Curriculums für das Praktische Jahr (PJ) in seinem Fach. Die hervorragende Erfahrung damit und die überaus positive Resonanz seitens der Studierenden bestätigten das richtungsweisende Konzept des PJ-Verantwortlichen, heißt es in der Begründung.
Zertifikate der Hochschuldidaktik erhielten PD Dr. Christoph Dehner, Inga Geipel, Dr. Markus Kösters, Dr. Dr. Dorothée Lulé, Birgit Stelzer und Dr. Dr. Michael Schmeißer.