Der DAAD-Preis der Universität Ulm geht in diesem Jahr an Aboud Tahanis. Der 28-jährige griechische Staatsbürger, der in der syrischen Stadt Aleppo geboren und aufgewachsen ist, hat in der vom Bürgerkrieg heimgesuchten Stadt auch sein Medizinstudium absolviert – und das sehr erfolgreich. Seit 2018 studiert er an der Universität Ulm im Masterprogramm „Molecular and Translational Neuroscience“ (MTN).
„Aboud Tahanis gehört in seinem Studiengang zu den besten Studierenden und das nicht nur in seinem Jahrgang, sondern auch in den vorangegangenen Jahren. Er ist in jeder Hinsicht ein hervorragender Student“, so Professorin Leda Dimou. Die Leiterin des interdisziplinären MTN-Studiengangs hat den Preisträger für die DAAD-Auszeichnung vorgeschlagen. Beeindruckt ist die Wissenschaftlerin nicht nur von Aboud Tahanis fachlichem Können, seiner Zielstrebigkeit und Intelligenz, sondern auch von seiner Persönlichkeit. „Aboud ist ein sehr engagierter, hilfsbereiter und sozial orientierter Mensch“, sagt Dimou. Im Umgang mit anderen ist er freundlich, aufgeschlossen und immer wertschätzend, bezeugt ein zweites Referenzschreiben.
Als Medizinstudent im bürgerkriegsversehrten Aleppo hat Aboud Tahanis mit Freunden ein Netzwerk für Blutspenden mit aufgebaut. „Syrian Blood Drop“ wurde gegründet, um in akuten Notfallsituationen möglichst viele Blutspender zu mobilisieren. Außerdem sorgt die Initiative dafür, dass möglichst schnell geeignete Räume und medizinisches Personal für die Blutentnahme bereitstehen. Zuvor hatte sich der Student in Syrien auch beim Jesuiten-Flüchtlingsdienst engagiert, einer weltweit agierenden karitativen Einrichtung, die sich für den Schutz von Geflüchteten einsetzt. Und auch später in seiner Zeit in Ulm lässt ihn das Thema Flucht und Vertreibung nicht los. Als wissenschaftliche Hilfskraft in einem EU-geförderten Forschungsprojekt („RE-DEFINE“) bringt er sich als Übersetzer und Mittler zwischen den Kulturen ein. Bei dem Projekt geht es um die Entwicklung Evidenz-basierter psychosozialer Interventionen für Flüchtlinge, und hier hilft Tahanis dabei, den Kontakt mit Geflüchteten in der Region aufzubauen.
Das Elend der Geflüchteten kennt der junge Mediziner von seinen ehrenamtlichen Einsätzen im „Help Desk“-Projekt von ResCO International. So verbrachte Tahanis die Semesterferien 2019 auf der griechischen Insel Samos. Dort hat er als Übersetzer das Krankenhaus von Samos bei der Versorgung von Flüchtlingen unterstützt und unter anderem die Vergabe von Behandlungsterminen koordiniert. Doch auch an der Universität Ulm selbst engagiert sich der Master-Student: ob bei Veranstaltungen für Master-Neulinge aus dem MTN-Programm oder bei der Organisation eines „Student Symposium“ zur Molekularen Psychologie und Psychiatrie.
Als Masterstudent im 5. Fachsemester hat Aboud Tahanis nun seine Abschlussarbeit in Angriff genommen. Dabei geht es um neuartige Therapien zur Behandlung neuromotorischer Erkrankungen wie ALS und Parkinson. Die Begeisterung des DAAD-Preisträgers für sein Studienfach ist noch immer groß, und die Wissenschaft fasziniert ihn sehr. In seiner Zukunft sieht sich der sportbegeisterte 28-Jährige entweder als Arzt oder Forscher – Beides mit dem gleichen Ziel: den Menschen helfen.
Der Empfang der Städte Ulm und Neu-Ulm für internationale Studierende musste Corona-bedingt abgesagt werden
Die insgesamt drei DAAD-Preisträger der Hochschule Neu-Ulm (HNU), der Technischen Hochschule Ulm (THU) und der Universität Ulm werden normalerweise beim Empfang der Städte Ulm und Neu-Ulm für internationale Studierende ausgezeichnet. Doch Corona-bedingt musste die Veranstaltung in diesem Jahr leider ausfallen. Der jeweils mit 1000 Euro dotierte DAAD-Preis soll öffentlich deutlich machen, welche Bereicherung ausländische Studierende für die Hochschulgemeinschaft darstellen. Geehrt werden damit Studierende mit besonderen akademischen Leistungen, die sich auch durch ein bemerkenswertes gesellschaftliches Engagement auszeichnen.
Preisträger der Hochschule Neu-Ulm ist der Argentinier Javier Lede
An der Hochschule Neu-Ulm (HNU) wurde der internationale HNU-Masterstudierende Javier Lede aus Argentinien für seine herausragenden Leistungen mit dem Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ausgezeichnet. Lede erhielt den Preis für seine besonderen akademischen Leistungen sowie für sein bemerkenswertes gesellschaftliches Engagement. In seiner Heimat in Argentinien arbeitete er bereits neun Jahre erfolgreich in großen Unternehmen sowie selbstständig im Bereich „Multimedia- und Visual Communication Design“, bis er sich das Ziel setzte einen Master im Ausland zu absolvieren um internationale Erfahrungen zu sammeln.
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann