Medizin im Waisenhaus der Frühen Neuzeit: Das Ulmer Funden- und Waisenhaus
Das „Funden- und Waisenhaus“ der Reichsstadt Ulm fungierte seit dem ausgehenden Mittelalter bis ins frühe 19. Jahrhundert als wichtige Adresse für die Belange unter- und unversorgter Kinder der Region. Mit seiner durch ebenso umfangreiches wie vielfältiges Quellenmaterial des Ulmer Stadtarchivs bis ins 14. Jhd. rekonstruierbaren Geschichte gehörte es zu den ältesten vergleichbaren Einrichtungen diesseits der Alpen und vor allem im deutschsprachigen Raum. Neben der langen Kontinuität seines Bestehens und seiner besonderen Konzeption als kombiniertes Findel- und Waisenhaus zeichnete es sich insbesondere auch durch seine Rolle als medizinischer Dienstleister aus. So diente das Ulmer Fundenhaus seit dem frühen 17. Jahrhundert neben seiner Heimfunktion offenbar auch als eine Art vormodernes kommunales „Kinderkrankenhaus“ mit eigenen Räumlichkeiten und festem Personal. Dieses versorgte nicht nur interne, kranke, behinderte und verletzte Kinder, sondern nahm auf Ratsbeschluss auch externe Ulmer Kinder auf.
Ansprechpartner:
Maria Griemert, M.A., Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universität Ulm
