Die digitale Verfügbarkeit von Rechtstexten, Gesetzen, Gesetzesmaterialien, Gerichtsentscheidungen, Vertragstexten und Schriftsätzen und die Entwicklung moderner statistischer Methoden, oftmals verbunden mit dem Begriff der Künstlichen Intelligenz, eröffnen neue Methoden in der Rechtswissenschaft und ebnen den Weg für die Entwicklung von fortgeschrittenen Legal Tech – Anwendungen und für industrielle, plattformgestützte Rechtsdienstleistungen. Computergestützte Methoden der Rechtsfindung, der Entscheidungsvorhersage, der Dokumentenautomation und der Informationsextraktion und -visualisierung bauen auf den Grundlagen von Business Analytics und von Data Science auf. Sie begünstigen Innovationen und können zu einem grundlegenden digitalen Wandel von Rechtsdienstleistungen, Streitbeilegung, Verwaltung und rechtsnahen Beratungsleistungen, wie der Steuerberatung und der Wirtschaftsprüfung führen. Dabei setzt nicht nur die Entwicklung, sondern auch der verantwortungsvolle Einsatz dieser Technologien ein kritisch-reflektierendes Bewusstsein über die Grenzen und die Schwächen von Data Science voraus.
In der Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften angesiedelte Studiengänge zeichnen sich durch besondere Schwerpunkte in den mathematisch-statistischen Methoden und ihre Anwendung aus. Sie verbinden sich mit einem ausgeprägten Angebot an wirtschafts- und steuerrechtlichen Veranstaltungen. Beide Bereiche sollen mit einem neuen Projektkurs stärker verbunden werden.
Mit dem Projektkurs Data Science & Law bietet die Universität Ulm seit dem Wintersemester 2020/2021 eine interdisziplinäre Veranstaltung an, in der Methoden des Maschinellen Lernens auf juristische Dokumente angewendet werden. Dabei sollen mit Hilfe statistischer Methoden exemplarisch steuer- und arbeitsrechtliche Texte, wie Finanzgerichtsentscheidungen und, in Kooperation mit einem Arbeitgeberverband, Betriebsvereinbarungen, verwendet werden, um forschungsnahe Methoden zu vermitteln und innovative Anwendungen zur Dokumentenanalyse praxisnah zu entwickeln.
Der Kurs gliedert sich in drei Abschnitte. In einem ersten Teil werden die programmiertechnischen Grundlagen mit einer Einführung in die Programmiersprache R gelegt. In einem zweiten Teil schließen sich Grundlagen der Dokumentenaufbereitung und ausgewählter statistischer Methoden an. Sie werden praxisnah an einem vorbereiteten Datensatz steuerrechtlicher Entscheidungen eingeübt. In einen dritten Teil lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen die Anwendung der erworbenen Methodenkompetenz auf neue Fragestellungen und entwickeln Anwendungen zur Dokumentenanalyse mit dem praxisnahen Beispiel arbeitsrechtlicher Betriebsvereinbarungen. Der Kurs wird durch Forschungs- und Praxispartner unterstützt.