Bericht zum 16. WFS, ISPIM und PDMA e.V. Netzwerktreffen in Ulm

Ulm University

Dr. Birgit Stelzer holte am Donnerstag, 06. April, das 16. WFS, ISPIM & PDMA e.V. Netzwerktreffen nach Ulm. Besucher von Extern und Interessierte der Universität Ulm trafen sich ab 13.30 Uhr für einen Nachmittag zum Thema "Computational Ethics" und diskutierten über die Chancen und Herausforderungen, welche die Digitalisierung für die Wirtschaft und Gesellschaft bedeutet. Der Multimediarum im sogenannte "Glaskasten" der Universität Ulm war Schauplatz für drei inspirierende Vorträge im Kontext der Digitalisierung und deren Chancen und Gefahren. Die Veranstaltung spiegelte dabei das breite Feld der Anwendungen im Bereich Big Data Analysen und der Thematik des Internet of Things wider. Die Vorträge umschlossen Themen aus dem Management, aus der Medizin und den Sozialwissenschaften. 

Das Eingangsgrußwort sprach Herr Dr. Stefan Kohn, Vice President T-Gallery bei der Deutschen Telekom AG im Namen von WFS, ISPIM und PDMA e.V.  Dr. Birgit Stelzer eröffnete hinsichtlich Inhalten des Nachmittags und rotem Faden der Veranstaltung. Ziel sollte sein, Impulse für den wertstiftenden Umgang mit den Möglichkeiten der Digitalisierung und dessen Technologien zu ermöglichen: "Lasst die Zukunft nicht auf uns zukommen, sondern aktiv nutzenstiftend und wertvoll gestalten."

Herr Prof. Mathias Klier vom ITOP eröffnete die Diskussion mit seinem Vortrag zum Thema Datenqualität als Grundlage zur Analyse von Big Data. Er stellte einen Anwendungsfall zur Analyse von Kundendaten zur Entscheidungsunterstützung für das Management vor. Außerdem richtete er die Aufmerksamkeit auf die "Macht" der sozialen Medien bzw. deren Plattformanbieter, deren Algorithmen in der Lage sind, unsere mehr oder weniger freiwillig hinterlassenen Spuren im Netz für Ziele außerhalb des ursprünglich angelegten Zweckes (Informationsaustausch in einem virtuellen Netzwerk) zu nutzen. Die ethische Diskussion wurde hier vor allem hinsichtlich der Frage geführt, inwieweit Kunden oder auch Nutzer sozialer Netzwerke vor der algorithmusbasierten Profilierung durch die Plattformanbieter geschützt werden müssen.

Die Herren Dr. Rüdiger Pryss vom Institut für Datenbanken und Informationssysteme der Universität Ulm und Dr. Winfried Schlee vom Institut für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Regensburg brachten die Diskussion vom Management und den sozialen Netzwerken in die Medizin und die Verarbeitung von Patientendaten. Ihr Projekt "TrackYourTinnitus" ist eine Crowdsensing-Plattform, welche Tinnituspatienten dabei hilft, die eigene Wahrnehmung ihres Tinnitus nachzuverfolgen. Gesammelt werden die Daten von Tinnitusbetroffenen aus aller Welt mithilfe spezifischer Fragebögen, welche die Patienten über die TrackYourTinnitusApp erhalten. Genutzt werden die Daten für die Grundlagenforschung in der Medizin, letztlich um den Übergang vom akuten Tinnitus in den chronischen Tinnitus zu verhindern. Vorteilhaft bei der Datengenerierung über eine App ist, dass die Daten innerhalb des täglichen Ablaufs der Patienten generiert werden können und eine große Bandbreite an Patienten erreicht werden kann. Herausfordernd aus ethischer Sicht sind sämtliche Vorgaben der Ethikkommission zur Erhebung und Nutzung von Patientendaten. Im digitalen Bereich außerhalb eines lokal geschützten Rahmens einer Klinik geht es dabei vor allem um die Anonymisierung der Daten oder die elektronische Unterschrift unter die Einverständniserklärung. Außerdem wurde die Zertifzierung der App nach Medizinprodukt-Gesetz umgesetzt, um sich von dem Hype der "Wellness-Apps" abzuheben.

Nach einer Pause, welche zur Vertiefung der Diskussionen und zum Netzwerken beim Büfett genutzt wurde, beschloss Frau Dr. Minou Friele als Philosophin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsstelle Ethik der Uniklinik Köln den Nachmittag mit einer Einführung in philosophischen Ansätzen zum ethischen Handeln in Konflikt- bzw. Dilemma-Situationen. Die Digitalisierung stellt uns hierbei vor vielerlei Herausforderungen, insbesondere wenn Maschinen anstatt Menschen Entscheidungen treffen sollen, die moralisch zu diskutieren sind. Genannt wurde unter anderem das bekannte Beispiel des selbstfahrenden Autos, welches in Gefahrsituationen das Leben der Insassen gegenüber dem Leben von anderen Verkehrsteilnehmern abwägen müsste. Diskutiert wurde schließlich vor allem darüber, wie viel Verantwortung zur ethischen Debatte Institutionen oder uns allen Individuen übertragen werden kann und muss.

Fazit der Veranstaltung: Die Digitalisierung eröffnet noch nie gekannte Potentiale und verlangt von jedem einzelnen von uns ein auf diese Weise vielleicht noch nie größer empfundenes, verantwortungsvolles Handeln. Frau Dr. Stelzer bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei Herrn Stefan Kohn für sein Vertrauen in das ITOP als würdiger Gastgeber und bei den Referenten und Teilnehmern für den inspirierenden Nachmittag.