„Fast Fashion“ ist vor allem bei Jugendlichen angesagt, weil sie günstig und trendy ist. Doch die Qualität ist meist schlecht und die Nutzungsdauer kurz. Viele dieser Textilien werden im Ausland unter fragwürdigen sozialen und ökologischen Umständen produziert. Um in der Altersgruppe der 14 bis 17-Jährigen das Bewusstsein für einen nachhaltigen Textilkonsum zu stärken, fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein Projekt der Universität Ulm und der Technischen Universität Berlin mit 270 000 Euro. Das Besondere an diesem Projekt: In einem speziellen Reallabor-Format können die Jugendlichen die Entwicklung und Durchführung aktiv mitgestalten. Beteiligen werden sich an dem Projekt jeweils drei Schulen aus Berlin, Ulm und dem Umkreis.
„Schnelllebige Mode setzt auf billige Textilien mit niedriger Qualität, die bereits nach kurzer Zeit entsorgt werden“, so der Projektleiter Professor Martin Müller, Leiter des Instituts für Nachhaltige Unternehmensführung an der Universität Ulm. Doch die gesellschaftlichen Kosten von „Fast Fashion“ sind hoch. Die günstige Produktion wird mit Niedriglöhnen und massiven Umweltschäden im Ausland erkauft. Nicht nur die Ökobilanz dieser Art von Mode ist verheerend, sondern auch die sozialen Folgen sind gravierend. „Es sind gerade die 14- bis 17-Jährigen, die zu den Hauptkonsumenten von Fast Fashion gehören. Diese haben im Vergleich zu jüngeren und älteren Altersgruppen ein deutlich geringeres Interesse an Umwelt- und Nachhaltigkeitsproblemen“, sagt Müller. Um dies zu ändern, haben Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ein partizipatives Format entwickelt, das Schülerinnen und Schüler für einen nachhaltigeren Umgang mit Textilien sensibilisieren soll. Die daraus entwickelten Lehr- und Lernkonzepte sollen dabei helfen, die „Einstellungs-Verhaltens-Lücke“ bei Jugendlichen zu schließen. Denn viele wissen zwar um die problematische Seite ihres Konsumverhaltens, sind aber nicht in der Lage, entsprechend zu handeln. Die Projektmacher hoffen außerdem auf Übertragungseffekte auf andere Lebensbereiche wie Ernährung.
Schülerinnen und Schüler können die "Realexperimente" mitgestalten
„Mit einem belehrenden Ansatz, der von oben herab auf die jungen Menschen einwirken will, erreicht man hier nicht viel“, erklärt Projektmitarbeiterin Samira Iran. Im Mittelpunkt des von der DBU geförderten Projektes steht daher ein sogenanntes Reallabor-Format, das auf die aktive Beteiligung der Schüler und Schülerinnen setzt. In Zusammenarbeit mit ihnen sollen „Realexperimente“ entwickelt werden, die die Handlungskompetenz im Bereich des nachhaltigen Kleidungskonsums fördern. Von der Kleiderbibliothek, über Nähcafés bis hin zu Tauschparties oder „Zero Waste Design“-Workshops können dabei vielfältige Aktions- und Veranstaltungsformate zum Einsatz kommen. Akteure aus der nachhaltigen Textilwirtschaft unterstützen dabei mit Fachkompetenz und praktischen Ideen. Die mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam entwickelten Lehr- und Lehrformate sowie Best Practice Beispiele sollen später in einem Guidebook zusammengeführt und interessierten Schulen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem sollen die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus diesem Projekt in die Lehramtsausbildung an den beiden beteiligten Universitäten in Ulm und Berlin fließen.
Geplant ist, dass sich aus Ulm und dem Umland drei Schulen am Projekt beteiligen: Dazu gehören möglicherweise die Friedrich-List-Schule und das Anna-Essinger-Gymnasium in Ulm sowie das Kolleg der Schulbrüder Illertissen. Das „fablab“ aus dem Ulmer „Verschwörhaus“ bringt sich in die offene Werkstatt ein. Praxispartner in Berlin sind drei Oberschulen.
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann