Klinische Pfade werden Krankenhaus-spezifisch entwickelt und repräsentieren den Standardablauf zur Behandlung von Patienten ausgehend von einer bestimmten Diagnose oder Prozedur. Durch diese Standardisierung soll die Variabilität der Behandlung eingeschränkt, die Anzahl an Doppeluntersuchungen reduziert, Schnittstellen zwischen Fachdisziplinen und Abteilungen offen gelegt und die Einführung eines kontinuierlichen Qualitätsmanagements unterstützt werden. Dennoch lässt sich medizinische Behandlung nie vollständig standardisieren, sondern es können in Folge individueller Behandlungssituationen jederzeit Abweichungen vom geplanten Verlauf auftreten, die Anpassungen am klinischen Pfad erforderlich machen. In Anbetracht umfangreicher klinischer Pfade, an dessen Durchführung unterschiedliche Fachbereiche und Abteilungen beteiligt sind, können solche Anpassungsmaßnahmen komplex werden, wobei fehlerhafte Modifikationen die semantische Integrität des Pfades gefährden.
Die geplante Dissertation befindet sich daher im Spannungsfeld zwischen Standardisierung und Flexibilisierung von Prozessen im Gesundheitswesen. Als mögliche Lösung könnten Prozessvarianten dienen, die Änderungsoperationen in Folge häufig auftretender Abweichungen (z.B. Nebendiagnosen, bekannte Komplikationen) kapseln und Anwender flexibel bei der Durchführung von Prozessmodifikationen unterstützen.