Mit ihrem Startup Aurivus haben Dr. Stefan Hörmann und Martin Bach den CyberOne Businessplanwettbewerb in der Kategorie „Industrielle Technologien“ gewonnen. Die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung wurde Anfang Oktober beim Hightech Summit 2020 von Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg, vergeben. Die jungen Firmengründer, die an der Universität Ulm nicht nur studiert, sondern auch geforscht haben, überzeugten die Jury mit ihrem hochinnovativen Konzept. Dieses basiert auf einer KI-gestützten Technologie, mit deren Hilfe sich Punktewolken aus Laserscans minutenschnell in realitätsgetreue 3D-Gebäudemodelle umwandeln lassen.
„Wir freuen uns riesig über diese Auszeichnung. Vor ziemlich genau einem Jahr haben wir unser Unternehmen gegründet. Dass wir jetzt mit dem CyberOne einen der renommiertesten Gründerpreise erhalten haben, ist natürlich ein schönes Geschenk zum einjährigen Geburtstag von Aurivus“, so Dr. Stefan Hörmann. Der 35-jährige studierte Elektrotechniker kennt seinen Gründungspartner Martin Bach aus der gemeinsamen Zeit am Institut für Mess-, Regel- und Mikrotechnik der Universität Ulm. Beide waren beziehungsweise sind noch Doktoranden von Professor Klaus Dietmayer. Dort am Institut haben Hörmann und Bach in der Schnittstelle zwischen den Ingenieurswissenschaften und der Informatik auf dem Gebiet des Autonomen Fahrens geforscht. Die Computeringenieure haben neuronale Netze für automatisierte Fahrzeuge trainiert – zur Erkennung von Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern. Die technologische Grundlage, also die KI-gestützte Umwandlung von Lasermessdaten in computergenerierte Umgebungsmodelle, haben sie in ihrem Startup auf ein völlig neues Anwendungsgebiet übertragen: auf die computergestützte Konstruktion von 3D-Gebäudemodellen. Dieser Transfer von KI-Knowhow von einer Branche auf eine andere – vom Autonomen Fahren auf das Digitale Bauen – hat die Jury besonders beeindruckt.
„Wir entwickeln eine Künstliche Intelligenz, mit deren Hilfe sich Punktwolken aus Laser-Scans in Minuten in realitätsgetreue dreidimensionale Gebäudemodelle umwandeln lassen“, erklärt Martin Bach. Der studierte Informationssystemtechniker weiter: „Mit dieser Technologie lassen sich digitale Zwillinge von real existierenden Gebäuden anfertigen, sogenannte As-Built-Modelle.“ Fachmännisch ist hier die Sprache von einer cloudbasierten Scan to BIM-Lösung. BIM steht hier für „Building Information Modeling“, also für spezielle Softwarelösungen zur Modellierung von Bauwerkdaten. Diese Programme sorgen dafür, dass aus einer Vielzahl von Plänen und Daten digitale Gebäudemodelle in 3D generiert werden können. Während BIM dabei unterstützt, virtuell Geplantes in die Realität umzusetzen, hilft Scan to BIM dabei, die Realität im virtuellen Raum realitätsgetreu abzubilden, um darauf aufbauend Bestehendes zu erfassen oder Neues zu schaffen.
Die KI-gestützte Übertragung von Datenpunkten in ein 3D-Modell ich schnell und effizient
Der Erfolg eines Startups steht und fällt nicht zuletzt mit der Fragen, ob es für das neue Angebot auch einen lukrativen Markt gibt. Anders als vermutet stimmen fertige Bauten nur selten eins zu eins mit den ursprünglichen Plänen überein. Vieles wird im Bauprozess geändert und angepasst. „Insbesondere für das Facility Management, beispielsweise bei der Wartung von Brandmeldeanlagen, ist es wichtig zu wissen, wo genau sich was befindet“, erläutert Hörmann. Auch für die energetische Sanierung ist ein realitätsgetreues Abbild des Gebäudes sehr hilfreich. Außerdem weisen die Jungunternehmer darauf hin, dass ein Großteil der Bauvorhaben im Bestand durchgeführt wird. Es gibt also weitaus mehr Um- als Neubauten. Und genau hier sind Scan to BIM-Lösungen gefragt, die effektiv und effizient arbeiten. „Das manuelle Übertragen von Datenpunkten aus Laserscans in ein digitales Modell ist unglaublich aufwändig und teuer. Unsere KI-gestützten Methode, die mit trainierten neuronalen Netzen arbeitet, ist um ein Vielfaches schneller und zugleich kostengünstiger“, sind die Startup-Gründer überzeugt.
Unterstützt werden die Unternehmensgründer durch ein Pre-Seed-Programm des Startup- und Innovationszentrums der Region Ulm/Neu-Ulm (www.tfu.de). Das Startup Aurivus ist jetzt immerhin so weit fortgeschritten, dass im November die ersten Pilotprojekte starten. Hörmann und Bach haben dafür schon eine hochskalierbare Cloudlösung auf die Beine gestellt, mit deren Hilfe sich Aufträge weltweit abwickeln lassen. „Schön wäre es, wenn wir bald einen finanzstarken Investor finden könnten, damit wir so richtig loslegen können“, so die Beiden.
Text und Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann