Im "Wissenschaftsjahr 2019" zur Künstlichen Intelligenz kommt eine Wissenschaftlerin aus Ulm groß raus. <link in ki inst team _blank external-link-new-window internal link current>Professorin Susanne Biundo-Stephan, Leiterin des Instituts für Künstliche Intelligenz, ist eine der "zehn prägenden Köpfe" der deutschen KI-Geschichte. Ausgewählt wurde sie im Rahmen des BMBF-Wissenschaftsjahres von einer Expertenkommission der Gesellschaft für Informatik.
Nach Ansicht der Auswahljury zählt Biundo-Stephan zu den zentralen Köpfen der deutschen KI-Forschung im Bereich der "Automatisierten Planung" mit Schwerpunkten auf den Gebieten "Hierarchisches Planen" und "Kognitive Technische Systeme". Darüber hinaus forschte die gebürtige Rheinland-Pfälzerin zu AI-Themen wie der "Wissensmodellierung" und dem "Automatischen Beweisen" (Automated Reasoning). Was findet die Wissenschaftlerin so faszinierend an der KI? "Ich finde es spannend, dass der Mensch in der Lage ist, technische Systeme zu bauen, die sich intelligent verhalten und kognitive Fähigkeiten aufweisen", so die Forscherin.
Dass sich in naher Zukunft eine "starke KI" entwickeln lässt, die ein eigenes Bewusstsein hat und aus eigenem Antrieb handelt, glaubt Professorin Biundo-Stephan aber nicht. Was den Nachbau den menschlichen Gehirns mit technischen Mitteln angeht - Stichwort Human Brain Projekt - ist sie mehr als skeptisch. "Das halte ich für ziemlich unrealistisch und auch anmaßend. Aber ganz sicher sind uns kognitive technische Systeme in Einzelbereichen weit überlegen und auch sehr gut dazu in der Lage, den Menschen zu unterstützen", erklärt die Informatikerin, die an der Universität Ulm im Schwerpunkt Mensch-Technik-Interaktion forscht. Ein Beispiel für solche unterstützenden Technologien sind so genannte Companion-Systeme, die Menschen bei der Bedienung technischer Geräte unterstützen. Diese orientieren sich am Menschen und seinen individuellen Fähigkeiten sowie an dessen Vorlieben und Bedürfnissen. Idealerweise können sich solche Systeme darüber hinaus auf die aktuelle Umgebungssituation und emotionale Befindlichkeit ihrer Nutzerinnen und Nutzer einstellen.
Angepasst an den Nutzer zeigt das System unterschiedliche Lösungswege auf
Was von der Idee her so naheliegend ist, hat es technisch betrachtet in sich. So müssen bei der automatischen Handlungsplanung nicht nur Ausgangszustände, Ziele, Einzelschritte und Qualitätskriterien für die zu erstellenden Handlungsempfehlungen festgelegt werden; auch Kausalitäten sowie zeitliche und hierarchische Zusammenhänge zwischen Teilschritten sind durch das Planungsverfahren abzubilden. Angepasst an die individuelle Nutzung erzeugt das System unterschiedliche Lösungswege beziehungsweise Ergebnisse. "Wir greifen dafür unter anderem auf formale Planmodelle und Schlussfolgerungsverfahren zurück, die erklären können, wie bestimmte Handlungsempfehlungen zustande kommen und warum ein bestimmtes Ergebnis unter bestimmten Umständen mehr Sinn macht als ein anderes", so die Sprecherin des mittlerweile ausgelaufenen Sonderforschungsbereichs über Companion-Technologien. Derzeit läuft am Institut ein DFG-gefördertes Transferprojekt mit der Firma Bosch, das im SFB entwickelte Technologien zur intelligenten Unterstützung von Heimwerkern einsetzt.
Was die internationale Bedeutung der deutschen KI-Forschung angeht, ist die Wissenschaftlerin, die im Bereich "Automatisches Beweisen" promoviert hat, durchaus selbstbewusst: "Bei den wissens- und logikbasierten Verfahren war Deutschland international schon immer in einer Spitzenposition. Das hat sich auch in den letzten Jahren nicht geändert", so die Leiterin des Instituts für Künstliche Intelligenz. Die vielzitierte Konkurrenz aus den USA und China bezieht sich eher auf Anwendungen von Mustererkennungsverfahren des maschinellen Lernens wie beispielsweise "Deep Learning".
Zur Person:
Susanne Biundo-Stephan hat in Kaiserslautern und Karlsruhe Informatik studiert und dann an der Uni Karlsruhe promoviert. Danach hat sie fast zehn Jahre lang eine Arbeitsgruppe am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken geleitet. 1998 erhielt sie an der Universität Ulm als erste Frau einen Ruf auf eine Informatikprofessur. Die Ulmer Informatikerin war Initiatorin und Koordinatorin des "European Network of Excellence in AI Planning" (PLANET). Als Sprecherin des <link in ki research projects project-archive sonderforschungsbereich-transregio-62-sfb-trr-62 _blank external-link-new-window internal link current>Sonderforschungsbereichs/Transregio 62 "Eine Companion-Technologie für kognitive technische Systeme", den sie von 2009 bis 2017 an der Universität Ulm geleitet hat, war sie in Deutschland die erste Frau an der Spitze eines Informatik-SFB. Darüber hinaus ist sie Gründungsmitglied der hochrangigsten internationalen Konferenz im Bereich der intelligenten Handlungsplanung und Fellow der European Association for Artificial Intelligence (EurAI). Seit Ende 2017 ist sie <link misc gleichstellungsportal beratung ansprechpersonen gleichstellungsbeauftragte _blank external-link-new-window internal link in current>Gleichstellungsbeauftragte an der Universität Ulm und setzt sich für mehr Frauen in der Wissenschaft und den universitären Gremien ein. Unter den "zehn prägenden Köpfen" der KI-Geschichte sind zwei weiblich.
Hintergrund
Die Gesellschaft für Informatik hat sich mit einem Jubiläumsprojekt zur Geschichte der Künstlichen Intelligenz am "Wissenschaftsjahr 2019" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) beteiligt. Im Rahmen des Projektes "#KI50: Künstliche Intelligenz in Deutschland - gestern, heute, morgen" wurden neben den "zehn prägenden Köpfen" auch "zehn bedeutende Technologien" der KI-Geschichte ausgewählt (https://ki50.de/).
Text und <link universitaet hochschulkommunikation presse-und-oeffentlichkeitsarbeit pressestelle mitarbeiter internal-link internal link in current>Medienkontakt: Andrea Weber-Tuckermann