Die Zukunft des Lernens
Passgenaue Weiterbildung für Berufstätige

Ulm University

Tagelange Weiterbildungsseminare in Präsenz sind wohl spätestens seit der Corona-Pandemie nicht mehr an der Tagesordnung des betrieblichen Lernens. E-Learning wird immer wichtiger, genauso wie mobiles Lernen und Weiterbildungsangebote zwischendurch. Doch lange nicht alle Unternehmen sind bereits auf digitales Lernen vorbereitet. Hier setzt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 3,3 Millionen Euro geförderte Projekt LI2Mo an. Wissenschaftlich begleitet von Forschenden der Universität Ulm und vom federführenden Forschungsinstitut FIR e.V. an der RWTH Aachen wollen Unternehmen bestehende Lernplattformen optimieren und Weiterbildungsangebote mithilfe von Künstlicher Intelligenz personalisieren.

Von Mitarbeitenden im Außendienst über die Projektleitung bis zu Fachkräften in der Produktionshalle: Stetige Weiterentwicklung und die Umsetzung des neuen Wissens ist in den meisten Berufsfeldern ein Muss. Daher sollten Arbeitgeber aktives, individuelles Lernen stärken und Mitarbeitende befähigen, sich selbstständig weiterzubilden. Hier setzt das Projekt LI2Mo an: „In diesem Akronym für ,Learning Journey. Individuell. Informell. Mobil.‘ steckt neben dem Gedanken, unabhängig von Ort und Zeit lernen zu können, auch die Anforderung an Berufstätige, die tägliche Arbeit als Lerngelegenheit wahrzunehmen“, erläutert Professorin Tina Seufert, Leiterin der Abteilung für Lehr-Lernforschung an der Universität Ulm. Die technische Grundlage bildet die vielgenutzte Open Source Plattform ILIAS.

Individuelle Angebote für Lernende

Hinter LI2Mo steht ein Zusammenschluss von acht Unternehmen und zwei Forschungseinrichtungen – darunter kleine und mittelständische Unternehmen, aber auch bekannte Namen wie die Murrelektronik oder die TÜV NORD GROUP. Alle Projektpartner arbeiten bereits mit der Online-Plattform ILIAS, wollen diese aber noch innovativer und lernförderlicher nutzen. Mögliche Maßnahmen reichen von individuell zugeschnittenen Angeboten, die sich dank Künstlicher Intelligenz an die Voraussetzungen und Bedürfnisse der Lernenden anpassen, bis zu einer optimierten Lernumgebung für mobile Endgeräte, die zeit- und ortsunabhängige Weiterbildungen noch komfortabler macht.

Im dreijährigen Projekt LI2Mo werden die beteiligten Industrieunternehmen und Dienstleister bei solchen Plattformänderungen von Entwicklern unterstützt, die ebenfalls Teil des Konsortiums sind. Die wissenschaftliche Begleitung übernehmen Ulmer Lehr-Lernforschende, deren Schwerpunkt auf der Förderung der „Selbstlernkompetenz“ und Lernmotivation liegt. Hierfür ermitteln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Eigenschaften der Lernenden, um ihnen individuell angepasste Angebote machen zu können. Das Aachener Forschungsinstitut FIR e.V. bringt hingegen Expertise in der Organisationsforschung ein: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln beispielsweise einen „Mobile Learning Navigator“ zur lernförderlichen Organisationsgestaltung. Potenzielle Nutzerinnen und Nutzer können die optimierten Angebote umgehend erproben.

„Inhaltlich stehen drei Ansatzpunkte im Fokus des Projekts LI2Mo – an erster Stelle natürlich der oder die Lernende selbst. Diese Mitarbeitenden sollen jedoch von Seiten der Organisation unterstützt und gefördert werden. Insbesondere müssen die Führungskräfte hinter der fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung ihres Teams stehen. Und zuletzt muss auch die Technik im Betrieb zukunftsfähig gemacht werden“, resümiert die Ulmer Psychologieprofessorin Tina Seufert.

Künstliche Intelligenz in der betrieblichen Weiterbildung

In diesem Zusammenhang soll Künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um Lernempfehlungen individueller und passgenauer zu machen. Möglich wäre zum Beispiel die Ergänzung einer Lernplattform um ein intelligentes Tutorsystem. Basierend auf Aktivitäten früherer Nutzerinnen und Nutzer könnten so individuelle Hilfestellungen gegeben werden – von Strategien zur Bearbeitung der Aufgaben bis hin zu gezielten Hinweisen zur Verwendung einzelner Lernformate. Durch die mobile Bereitstellung von Lerninhalten erhalten Mitarbeitende Impulse, wann und wo dieses Wissen benötigt wird.

Übergeordnetes Ziel des Projekts LI2Mo sind also passgenaue betriebliche Weiterbildungsangebote für Arbeitnehmende, die flexibel und mobil genutzt werden können. Grundlegend hierfür ist eine Optimierung der Open Source Lernplattform ILIAS. Letztlich stellt das Konsortium seine Ergebnisse für die Nutzung und Fortentwicklung durch Dritte zur Verfügung.


Partner im Projekt LI2Mo

Das Projekt LI2Mo wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) betreut.
Beteiligte Projektpartner aus der Wissenschaft sind: das Institut FIR e.V. an der RWTH Aachen und die Abteilung Lehr- und Lernforschung der Universität Ulm, die Fördergelder in Höhe von knapp 500 000 Euro erhält. Entwicklungspartner sind: Databay AG, leifos GmbH, und Peers Solutions GmbH. Dazu kommen die Anwendungspartner: TÜV NORD AG, Deutsche MTM-Gesellschaft mbH, Murrelektronik GmbH, Mauser + Co. GmbH und EICe Aachen GmbH.

Berufstätiger lernt am Tablet-PC
Ziel des neuen Projekts sind innovative Lernangebote für Berufstätige (Foto/Montage: Eberhardt/Uni Ulm)
Prof. Tina Seufert
Die Psychologin Prof. Tina Seufert leitet die Abteilung Lehr-Lernforschung an der Universität Ulm (Foto: Eberhardt/Uni Ulm)