66 Punti di vista / Punti di incontro
Titel: | Punti di vista/ | ||
Künstler: | Niele Toroni | ||
Standort: | Albert-Einstein-Allee 55 | ||
Erstellt: | 1997 | ||
Material: | Farbe |
Die Wände des Gebäudekomplexes auf dem Campus Albert-Einstein-Allee 55 zieren kleine blaue, gelbe und rote Trapeze. Sie sind ein eindrucksvolles Beispiel wie die Redundanz eines einfachen Pinselabdrucks völlig neue Wandansichten schafft. ‚Punti di Vista – Punti di Incontro’ also Blickpunkte und Treffpunkte nennt der international renommierte Künstler Niele Toroni sein Werk.
Der trapezförmige Farbabdruck eines flachen Pinsels von 50 Millimeter Breite ist das Grundelement der Malerei von Niele Toroni. Seine methodische Wiederholung schafft größtmögliche Offenheit, die sich der Architektur unterordnend, zum Bild gestaltet. Der Künstler bevorzugt die Grundfarben, aufgebracht auf weißem Untergrund, überwiegend Mauer, manchmal auch Fußboden, Leinwand, Papier. Im Gebäude auf dem Oberen Eselsberg hat er drei große, über mehrere Stockwerke laufende Wandbilder realisiert, die er als das Rückgrat des Gesamtwerkes sieht. Er gestaltet Blickpunkte und schafft damit gleichzeitig Treffpunkte, indem er Wände auswählt, die kommunikativen Orten wie Foyer, Cafeteria oder Wintergarten zugewandt sind.
Die Kunst der Reduktion trägt die Handschrift von Niele Toroni. Ihre Schlichtheit macht sie verträglich mit der sachlichen Kühle der Moderne wie mit Barockem oder gar Morbidem, etwa der schäbigen Fassade eines alten Hauses am Furka-Paß. In Deutschland ist er längst kein Unbekannter. In Berlin hat der gebürtige Tessiner bereits 1988 eine Fassade am Hamburger Bahnhof gestaltet. Seine Wandansichten prägen zwei Tagungsräume und den Messeclub der Neuen Leipziger Messe. Der Auftrag, den Neubau auf dem Oberen Eselberg zu gestalten, war allerdings auf für einen internationalen Künstler seines Ranges etwas Besonderes: die seltene Gelegenheit, die eigene Kunst in einen ganzen Gebäudekomplex zu integrieren.
Künstler
Ein Mann aus den Bergen ...
... ist Niele Toroni, 1937 in Locarno-Muralto geboren, kein eleganter Italo-Schweizer, sondern eher spröde und von hoher und breiter Statur. Ursprünglich Lehrer an einer Grundschule im Tessin, verließ er bereits als 22jähriger seine Heimat, um sich in Paris niederzulassen. Er hat nie eine künstlerische Ausbildung genossen, sondern seinen Weg als Autodidakt gemacht. Die Mauer und das Malen bilden für ihn eine Symbiose, und er versteht sich auch heute noch eher als Maler denn als Künstler. Gegen Ende der 60er Jahre lehnte er sich gemeinsam mit Buren gegen die „Salonmalerei“ und ihren Repräsentationsanspruch auf. Seine eigene Antwort gipfelt in einer einfachen malerischen Geste.
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