8. Ulmer Humboldt-Colloquium
Thema:
"Medialität und Virtualität"
Termin:
15. und 16. November 2007
im Rittersaal der Villa Eberhardt, Heidenheimer Str. 80, 89075 Ulm
Unsere Umwelten und Lebenswelten werden in den gegenwärtigen Industrie- sowie Informationsgesellschaften in einem immer größeren Umfang nicht mehr direkt, sondern durch vermittelnde, d.h. mediale Instanzen erfahren. Dabei wird Medialität nicht nur in Form von Massenmedien wie Film, TV oder Internet als ein Alltagsphänomen erlebbar, sondern stellt innerhalb der auf einen schnellen Informationsaustausch angewiesenen modernen Gesellschaften ein ubiquitäres Phänomen dar, das tief in individuelle, soziale, technische und allgemein wissenschaftliche Prozesse eingreift und diese verändert.
Neben dem Phänomen der Medialität erweist sich die Virtualität (Möglichkeit i.S. wirkungsfähig, jedoch nicht wirklich, nicht reell) als ein weiteres wichtiges Charakteristikum gegenwärtiger moderner Gesellschaften, insofern Wirklichkeit in einem immer größeren Umfang lediglich noch indirekt erfahren wird. Soziale Umwelten werden zunehmend nicht mehr durch eine face-to-face Kommunikation erlebt, technisch-wissenschaftliche Prozesse nicht mehr direkt empirisch erforscht, sondern durch technisch-virtuelle Umwelten (Cyberspace) in Form von Simulationen vermittelt. Technisch-symbolischer Austausch (Internet, SMS usw.) bestimmt zunehmend die menschliche Kommunikation, wie auch informationstechnologische Simulationsverfahren zunehmend Wissens- und Arbeitsprozesse prägen. Die gegenwärtigen Globalisierungsprozesse der Ökonomie wären ohne die aktuellen Produkte der digitalen Medien- bzw. Informationstechnologien nicht möglich.
Diese nur selektive Problemsicht verdeutlicht, dass sich der Zugang dieses Colloquiums im Sinne eines interdisziplinären Forschungsprogramms versteht. So soll durch Fachbeiträge aus der Informatik, der Medizin, der Medienwissenschaft und Ästhetik, der Politikwissenschaft, Ökonomie und Philosophie einerseits die Vielfalt der Dimensionen medialer und virtueller Erfahrungsräume sichtbar gemacht werden, andererseits auch nach den Folgen und dem möglichen Umgang eines medial-virtuellen Welt- und Selbstverhältnisses gefragt werden. Es gilt die diesbezüglich bestehenden technologischen, kulturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen kritisch aufzugreifen.
Programm
Donnerstag 15.11.2007:
Eröffnung durch Prof. Dr. Ulrich Stadtmüller (Vizepräsidenten der Universität Ulm) und Prof. Dr. Dieter Beschorner (Sprecher des Vorstands des HSZ).
Prof. Dr. Jörg Wernecke (Universität Ulm, HSZ):
Thematische Einführung
Prof. Dr. Klaus Mainzer (Universität Augsburg, Direktor des Instituts für Philosophie u. Interdisziplinäre Informatik):
"Die Informatisierung der Wissensgesellschaft: Digitalisierung - Virtualisierung – Personalisierung"
Prof. Dr. Dieter Wiedemann (Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf", Potsdam):
"Vom Verschwinden der Abbilder in den digitalen Medien – Überlegungen und Hypothesen"
-- > fällt aus! < --
Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer (Universität Ulm, Direktor der Klinik für Psychiatrie):
"Gefahren von Bildschirmmedien"
Prof. Dr. Michael Weber (Direktor des Instituts für Medieninformatik der Universität Ulm):
"Medien und medientechnische Umwelten"
Freitag 16.11.2007:
Prof. Dr. Ulrich Weiß (Universität der Bundeswehr München, Lehrstuhl für Politische Theorie und Wissenschaftslehre):
"Medialität und Virtualität der Macht"
Mike Loser (Sparkasse Ulm)
"Medialität und Vitualität im Bankgeschäft"
Prof. Dr. Severin Müller (Universität Augsburg, Institut für Philosophie):
"Virtualität bei Leibniz"
Prof. Dr. Ernst Wolfgang Orth (Universität Trier, Institut für Philosophie, Institut für Medien und Kultur):
"Ernst Cassirer und die Medialität als Organisation des Sinnes"
Prof. Dr. Jörg Wernecke (Universität Ulm, HSZ):
"Zu einer Philosophie der Medialität"
Wissenschaftsjahr 2007
Das 8. Ulmer Humboldt-Colloquium ist Teil der Veranstaltungen zum Wissenschaftsjahr 2007 - "Die Geisteswissenschaften. ABC der Menschheit".