12. Ulmer Humboldt-Colloquium - Figuren starker Subjektivität

Tagungsort: Villa Eberhardt, Rittersaal, Heidenheimer Str. 80, 89075 Ulm
Es handelt sich um eine öffentliche Veranstaltung, zu der Studierende und
Interessierte herzlich eingeladen sind.
Um Anmeldung wird gebeten!

Figuren starker Subjektivität

Der Ausgangpunkt des Themas „Figuren starker Subjektivität“ bildet eine auffällige Zweideutigkeit in der Theoriegeschichte des Subjektbegriffes. Auf diesen ambivalenten Charakter von ‚Subjektivität'verweist schon das lateinische Wort ‚subjectum', welches einerseits als‚Zugrundeliegendes' und andererseits als ‚Unterworfenes' verstandenwerden kann. Dementsprechend finden sich in der europäischen Philosophie seit der Renaissance sowohl Figuren stark als auch schwach positionierter Subjektivität.

In der Gegenwart behauptet vor allem die postmoderne Rede von der ‚Ohnmacht', dem ‚Verschwinden' oder gar vom‚ Tod des Subjektes' weiterhin ihre Geltung nicht zuletzt durch ihre vielseitige Anwendbarkeit. So findet diese Figur extrem schwacher Subjektivität ihre alltägliche Bestätigung etwa in der vielbeklagten technologischen Unterwerfung des Individuums unter algorithmengesteuerte Programme und Systeme, ferner durch die Fragmentarisierung des ‚vernetzten' Ich in den digitalen Medien oder einer vermeintlich geradezu fatalistischen Alternativlosigkeit des politisch-ökonomischen Handels in der globalisierten finanzkapitalistischen Welt.

Ist damit die Philosophie der Freiheit, welche speziell in der deutschsprachigen Philosophie bei Kant, dem deutschen Idealismus,der Romantik und darüber hinaus bei Nietzsche und Heidegger, das ‚Individuum' oder das ‚Ich' als Prinzip von Freiheit, Selbsterfindung und Selbstbestimmung exponiert hatte, endgültig obsolet geworden? Oder lassen sich gerade im Zuge einer Rückbesinnung auf das durchaus rebellische und utopische Potential dieser klassischen Positionen starker, selbstbestimmter Subjektivität eine diskutable Reformulierung der Figur eines wiedererstarkten ‚Ich' oder ‚Selbst' denken? Bieten vielleicht gerade die in der deutschen Philosophietradition entworfenen alternativen Figuren starker Subjektivität auch in der veränderten Welt der Gegenwart statt der üblichen systemangepassten Selbstoptimierung des Ego, die Möglichkeit zu einer neuen Freiheit der Selbsterfindung?

Namhafte Referenten diskutieren, ob gewisse Philosophen als starke Subjekte apostrophiert werden können.

Programm