Wissenschaft im Dialog
Mit der Reihe Wissenschaft im Dialog bietet das studium generale jedes Semester Vorträge aus aktuellen Forschungsfeldern an der Universität Ulm an.
Darüber hinaus präsentiert werden aber auch Forschungsgebiete, die so nicht an der Universität Ulm vertreten sind. Das studium generale steht damit für einen Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Bürgerschaft, in dem sich die Wissenschaft ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewußt wird und die Stadtgesellschaft informiert und reflektiert mit Wissenschaft in den Dialog kommt.
Die Vorträge können Sie im Livestream bei YouTube Kanal des ZAWiW verfolgen:
https://www.youtube.com/user/zawiwUniUlm
Fragen während des Vortrags können über die Chat-Funktion von YouTube (setzt Anmeldung voraus) oder sonst via E-Mail an das studium-generale(at)uni-Ulm.de gestellt werden.
Wintersemester 2020/2021
Montags um 18:30 Uhr, (O25 Hörsaal 2) vorerst nur im Online-Format möglich
Prof. Dr. Emil Wiedeman
Institut für Angewandte Analysis, Universität Ulm
Mathematik wird einerseits als „Königin der Wissenschaften“ gepriesen, weil ihr axiomatischdeduktives Vorgehen unanfechtbare und unabänderliche Erkenntnisse hervorbringe. Andererseits wird Mathematik als Fundament aller exakten Wissenschaften beschworen, in heutigem Jargon mitunter gar als „Schlüsseltechnologie für die Zukunft“ vermarktet. Wie aber kann diese Disziplin einen sinnvollen Beitrag zur Erforschung der realen Welt leisten, wenn ihre Methode sich wesentlich durch die Unabhängigkeit von jeglicher externen Erfahrung auszeichnet? Wir werden dieser Frage anhand konkreter Beispiele auf den Grund gehen und dabei Möglichkeiten und Grenzen der angewandten Mathematik ausloten.
Prof. Dr. iur. Bernd Banke
Institut für Wirtschaftsrecht und Wirtschaftsethik, Hochschule Reutlingen
Immer wieder berichten die Medien über Fahlverhalten und Skandale in der Wirtschaft. Es scheint, als ob der Begriff „Wirtschaftsethik“ ein Widerspruch in sich sei. In seinem Vortrag versucht Prof. Bernd Banke nachzuweisen, dass trotz aller negativen Beispiele das Gegenteil der Fall ist. Ein wertebasiertes Management und eine ethikorientierte Führung können Garant des wirtschaftlichen Erfolgs werden. Anhand des vom Institut für Wirtschaftsethik, Wertemanagement und Compliance (IWWC) an der Hochschule Reutlingen entwickelten 6-Stufen Modells zeigt Prof. Dr. Bernd Banke die Chancen und Risiken eines wertegesteuerten Managements auf.
Prof. Dr. Sven Rau
Institut für Anorganische Chemie I, Universität Ulm
Nach dem Vorbild der Photosynthese in grünen Pflanzen können künstliche Katalysatoren hergestellt werden, die Sonnenlicht absorbieren und diese Energie zur Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff einsetzen können. Somit ist eine zukünftige Energieversorgung denkbar, die Sonnenlicht direkt zur Bildung sogenannter „solar fuels“ nutzen würde. Um diese Prozesse zur Blüte zu bringen, ist ein detailliertes Verständnis der sehr schnellen, im femto-Sekundenzeitraum ablaufenden lichtgetriebenen Prozesse, der Integration solcher Katalysatoren in strukturdefinierenden Gerüsten und der Aufbau von Reaktoren notwendig. Diese Themenpalette wird im Transregio-Sonderforschungsbereich – CataLight – der Universitäten Ulm und Jena bearbeitet. Aktuelle Forschungsergebnisse zum Verständnis wie Lichtabsorption, Energieübertragung und Redoxkatalyse in einem Molekül zusammenwirken müssen und wie es gelingen kann solche molekularen Katalysatoren zu vernetzen werden vorgestellt.
Prof. Dr. Lena Wilfert
Institut für Evolutionsökologie, Universität Ulm
Honigbienen- und Wildbienen-Populationen sind für die Gesundheit von Mensch und Umwelt essentiell, da sie für einen Großteil der Bestäubung von Feldfrüchten und Wildpflanzen verantwortlich sind. Viele Populationen sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen, bedroht nicht nur durch Habitats Verluste und Umweltstressoren wie Pestiziden, sondern auch durch das Auftreten neu-entstandener Krankheiten. ‚Emerging diseases‘ sowie der neue Coronavirus sind nicht auf Menschen beschränkt, sondern können auch Tiere und Pflanzen befallen. Insbesondere Honigbienen leiden unter Viren wie dem Flügeldeformationsvirus, der zum Sterben ganzer Nester führen kann; wir konnten zeigen, dass die aktuelle Pandemie dieses Virus auf anthropogene Faktoren zurückgeht. Hier werde ich anhand dieser Beispiele diskutieren, wie menschliches Handeln, Biodiversität und Umweltschutz sich auf die Entstehung neuer Krankheiten auswirken und wie deren Verbreitung und Auftreten verringert werden kann.
Der Vortrag findet nicht statt und wird voraussichtlich in das Sommersemester 2021 verschoben.
Prof. Dr. Rouven Trapp
Institut für Controlling, Universität Ulm
Viele Krankenhäuser in Deutschland befinden sich in einer wirtschaftlich schwierigen Situation. Schätzungen zufolge erwirtschaftete 2019 jedes zweite Krankenhaus einen Verlust. Für die langfristige Existenzsicherung ist es daher für viele Häuser von Bedeutung, ihre Wirtschaftlichkeit bei der Erbringung von medizinischen Leistungen zu steigern. Das medizinische Personal agiert somit zunehmend in einem Spannungsverhältnis zwischen Versorgungsqualität und Effizienz. Im Rahmen des Vortrags werden die Gründe für die Sparzwänge beleuchtet und die Folgen für die Verhaltenssteuerung des medizinischen Personals erörtert. Anhand ausgewählter empirischer Ergebnisse wird dargelegt, anhand welcher Informationen die Leistung von Ärzten gemessen wird, welche Leistungsziele ihnen vorgegeben werden und welche Verhaltenswirkungen sich hieraus ergeben.
Den Vortrag können Sie im Livestream bei YouTube Kanal des ZAWiW verfolgen:
https://www.youtube.com/user/zawiwUniUlm
Fragen während des Vortrags können über die Chat-Funktion von YouTube (setzt Anmeldung voraus) oder sonst via E-Mail an das studium-generale(at)uni-Ulm.de gestellt werden.
Dr. Yves Jeanrenaud
Chancengleichheit, Universität Ulm
Das der Frauenanteil an Spitzenpositionen der Universitätsmedizin zur Einlösung des Gleichheitsanspruches viel zu gering ist und deutlich erhöht werden muss, wird selbst auf dem Medizinischen Fakultätentag längst nicht mehr bestritten. Ähnlich sieht es für die Fächergruppe Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik (MINT) aus, in der seit Jahren Frauen den akademischen Fachkräftemangel ausgleichen sollen, der diese mehr oder minder gleichsam plagt. Dies drückt sich auch in (bildungs-)politischen Bestrebungen und Programmen aus (z. B. «Masterplan Medizinstudium 2020» bzw. «Nationaler Pakt für Frauen in MINT-Berufen»).
Doch was sind die Ursachen für die Unterrepräsentation von Frauen in MINT und in der Spitzenmedizin und was wird bereits getan? Der Vortrag will versuchen, Antworten auf diese Fragen zu finden und weitere Wege sowie Forschungsbedarfe aufzeigen.
Den Vortrag können Sie im Livestream bei YouTube Kanal des ZAWiW verfolgen:
https://www.youtube.com/user/zawiwUniUlm
Fragen während des Vortrags können über die Chat-Funktion von YouTube (setzt Anmeldung voraus) oder sonst via E-Mail an das studium-generale(at)uni-Ulm.de gestellt werden.
Leider entfällt der Vortrag kurzfristig und wird vielleicht ins Sommersemester 2021 verschoben.
Prof. Dr. Reiner Siebert
Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Ulm
Bis auf wenige Ausnahmen enthalten alle Zellen des menschlichen Körpers dieselbe Erbinformation. Doch auch wenn somit prinzipiell in allen Zellen die identische Information vorhanden ist, so ist doch in verschiedenen Organen nur ein Teil der Gene aktiviert. Nur so können die verschiedenen Organe ihre spezifischen Funktionen erfüllen. Welche Gene in einer Zelle aktiviert bzw. inaktiviert werden, unterliegt einem komplexen Regelwerk, in dem sogenannte „epigenetische“ Mechanismen eine entscheidende Rolle spielen. Während sich das Genom eines Menschen im Laufe des Lebens eigentlich nicht verändert, so unterliegt das „Epigenom“ zahlreichen Wandlungen und externen Einflüssen. Diese bedingen z. B., dass eineiige Zwillinge sich mit zunehmendem Lebensalter stärker unterscheiden. In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass Ernährung, psychische Einflüsse oder auch Medikamente Einfluss auf die epigenetische Information nehmen. Es zeigt sich zudem, dass epigenetische Mechanismen eine entscheidende Rolle für die Entstehung vieler „Volkskrankheiten“ besitzen, wie z. B. Krebs. Als Teilprojektleiter im Internationalen
Humanen Epigenom Consortium (IHEC), in dem Wissenschaftler weltweit an der Entschlüsselung des epigenetischen Codes arbeiten, berichtet der Referent über den aktuellen Stand und an Beispielen aus dem täglichen Leben, wie unsere Umwelt das Erbgut steuert.
Den Vortrag können Sie im Livestream bei YouTube Kanal des ZAWiW verfolgen:
https://www.youtube.com/user/zawiwUniUlm
Fragen während des Vortrags können über die Chat-Funktion von YouTube (setzt Anmeldung voraus) oder sonst via E-Mail an das studium-generale(at)uni-Ulm.de gestellt werden.
Prof. Dr. Drik Ziegenbalg
Institut für Chemieingenieurwesen, Universität Ulm
Sonnenlicht ist die Quelle des Lebens auf der Erde. Es liefert Wärme und treibt auch die Photosynthese an. Auf diesem Weg produzieren Pflanzen aus CO2 und Wasser neben Kohlenhydraten auch Sauerstoff.
Licht kann auch für die technische Herstellung von Chemikalien genutzt werden. Beispiele für technische Photoreaktionen sind die Herstellung von Vitamin D, ε-Caprolactam sowie des Anti-Malaria-Mittels Artemisinin.
Verglichen mit thermischen stellen photochemische Reaktionen besondere Herausforderungen an die Reaktoren. Neben dem Stoff- und Wärmetransport muss auch die
Wechselwirkung mit dem Strahlungstransport berücksichtigt werden. Dieser Beitrag beleuchtet die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die technische Durchführung von Photoreaktionen und analysiert die Herausforderungen und Potentiale für die Entwicklung nachhaltiger chemischer Prozesse.
Den Vortrag können Sie im Livestream bei YouTube Kanal des ZAWiW verfolgen:
https://www.youtube.com/user/zawiwUniUlm
Fragen während des Vortrags können über die Chat-Funktion von YouTube (setzt Anmeldung voraus) oder sonst via E-Mail an das studium-generale(at)uni-Ulm.de gestellt werden.
Prof. Dr.-Ing. Franz. J. Hauck
Institut für Verteilte Systeme, Universität Ulm
Das Internet der Dinge (engl. kurz IoT) ist ein innovatives Konzept, das verschiedenste Alltagsgegenstände im Internet repräsentiert und ansprechbarmacht. Dadurch können diese miteinander über das Netzwerk interagieren, was neuartige Anwendungen ermöglicht, die vorher nicht realisierbar waren, z.B. selbständig nachbestellende Kühlschränke oder das Schließen der Jalousien vom Urlaubsort aus. Im Bereich der Produktion wird ein ähnliches Konzept Industrie 4.0 genannt. Mit dem Eindringen dieser Technologie in immer mehr Bereiche des privaten und beruflichen Alltags, wird deren Zuverlässigkeit kritischer. Ein Ausfall des Systems führt nicht nur zum Verlust lieb gewonnener Dienstleistungen sondern gefährdet eventuell Menschenleben, z.B. beim autonomen Fahren.
Im Vortrag werden zunächst Facetten des Internets der Dinge vorgestellt. Der Fokus liegt dann auf modernen Informatikkonzepten, die das Internet der Dinge ausfallsicherer machen können. Verschiedene Arten von Redundanz und Degradierung werden im Kontext anhand von Beispielen vorgestellt.