Synästhesie und Farbwahrnehmung
Donnerstag, 04. Juli 2013, 19:30 Uhr
Ulmer Museum
Frau Christine Söffing
Leiterin des MUZ der Universität Ulm
Würden Sie sagen der Montag ist Rot? oder Grün? Das E vielleicht Gelb? Die 5 eine gutmütige nette Zahl und das Cis sicherlich Sommerhimmelblau?
Menschen mit verknüpften Sinneswahrnehmungen, Synästhetiker, könnten sich so ausdrücken. Bei Graphemsynästhetikern sind z.B. Buchstaben, Vokale, Wochentage oder Monate mit Farben verknüpft. Bei Farbenhörern haben Klänge, Geräusche und auch Stimmen eine Farbe, auch eine Form und eine Materialbeschaffenheit. Auch Schmerzen, Jahreszeiten, Geschmacksnuancen oder Gerüche können mit Farben verbunden sein. Diese Verbindungen lassen sich im Kernspintomographen sichtbar machen - bei Synästhetikern.
Wenn aber z. B. ein Klang für den einen Synästhetiker blau ist, bezeichnet der zweite Synästhetiker ihn als hellgelb, der dritte als rosa - jeder hat sein eigenes inneres Zuordnungssystem, sein inneres Lexikon, anhand dessen er sich den Klang merken kann.
Synästhetiker wie Künstler unterscheiden sehr viel mehr Farbnuancen als andere Menschen, heißt es. Doch wie nehmen wir eine Farbe wahr? Ist die Farbwahrnehmung subjektiv oder kulturell bedingt? Wenn also ein Bild von Emil Schumacher blau ist, wie nehmen wir alle dieses Blau wahr? Empfinden wir gleich, wenn wir gleich kulturell geprägt sind?
Vortrag mit praktischen Experimenten.