Vortrag: Feuerwerk der Sinne – Synästhesie
in Kunst, Musik und Hirnforschung
Montag, 28. Juni 2011 im Rahmen des Studium Generale
Vortrag von Christine Söffing
Leiterin des Musischen Zentrums der Universität Ulm
2. Vorsitzende der Deutschen Synästhesie-Gesellschaft e.V., www.synaesthesie.org
Farben nicht nur sehen, sondern auch hören, riechen, schmecken oder fühlen zu können, stellt eine spezielle Form der Wahrnehmung dar, die sich in der Fachsprache „Synästhesie“ nennt. Wenn also z.B. ein Kind sagt, jemand sei grün oder rosa, so hört es vielleicht dessen Stimme als rosa. Oder wenn ein „A“ blau ist oder die Zahl „3“ immer gelb ist, wenn ein Klang sich „wie eine Eissäule in der Hand“ anfühlt, dann sind das Synästhesien. Wenn die Zahl 7 neugierig und die Zahl 5 gutmütig ist, so wäre diese Personifizierung der Zahlen den Synästhesien zuzurechnen.
Die häufigsten Synästhesien sind die Graphemsynästhesie, bei der ein Buchstabe, eine Zahl, ein Vokal, ein Wochentag oder eine Zeiteinheit in Farbe gesehen wird, und das Farbenhören, hier werden ein Klang, ein Geräusch, eine Stimme nicht nur gehört, sondern auch gesehen. Auch haeb die Klänge eine Form wie eine Materialbeschaffenheit. Mehr Frauen als Männer scheinen Synästhetiker zu sein und zudem legt die Tatsache, dass in Familien gehäuft Synästhesie vorkommt, die Theorie nahe, Synästhesie sei erblich.
Für die Hirnforschung ist das Phänomen der Synästhesie interessant, um mehr über die Funktionsweise des menschlichen Bewußtseins zu erfahren. Für die Programmierung der künstlichen Intelligenzen bietet die Synästhesie mehr Verschaltungsmöglichkeiten.
Viele Musiker und Künstler waren Synästhetiker: Alexander Laszlo, Ivan Wyschnegradsky, Alexander Skrijabin, Jimmy Hendrix, David Hockney, Giörgy Ligeti, Oliver Messiaen, Wassily Kandinsky - um nur einige zu nennen.
Was also ist Synästhesie? Wie läßt sie sich erkennen? Welche Vor- und Nachteile bringt sie mit sich? Welche Bedeutung hat die synästhetische Wahrnehmung für die Kunst? Was haben die Forschungsgruppen herausgefunden?