Immunhämatologie
Differentialdiagnosen des positiven
direkten Coombstest
Morbus haemolyticus neonatorum (MHN)
Transfusionstherapie
Blutkomponenten
Blutgruppenkompatibilität
Vorbereitung einer Transfusion
Infektionsrisiko
Maßnahmen bei einer Transfusionsreaktion
Abklärung einer Transfusionsreaktion
Ihre Praktikumsübungen
Blutgruppenserologie
Im Jahr 1900 konnte durch die Anwendung der Agglutinationstechnik das AB0-Blutgruppensystem beschreiben werden. Erst 40 Jahre später wurde unter anderem durch Einführung der Coombstechnik das Antigen D als erstes Antigen des Rhesus-Blutgruppensystems gefunden. In den 40er und 50er Jahren konnten so alle weiteren, wesentlichen Blutgruppensysteme (Kell, Duffy, Kidd, MNSs, Lewis, P, Lutheran usw.) charakterisiert werden.
Blutgruppenantigene
Antigene sind lösliche oder partikulär gebundene
Stoffe, die im Organismus eine Immunantwort hervorrufen. Sie werden serologisch
durch spezifische Antikörper definiert. Blutgruppenantigene sind konstitutionelle
oder (selten) adsorbierte Bestandteile (Proteine oder Oligosaccharide)
der Erythrozytenober-fläche mit antigener Wirkung. Blut-gruppenantigene
lassen sich in zwei Klassen einteilen, je nach dem ob sie durch Kohlenhydrate
oder Proteine determiniert werden.
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Blutgruppe | Antigene | Blutgruppe | Antigene | |
AB0 | A, B, H | Rhesus | C, c, D, E, e | |
Lewis | Le(a), Le(b) | Kell | K, k | |
P | P1 | Duffy | Fy(a), Fy(b) | |
Kidd | Jk(a), Jk(b) | |||
Glykophorine | M, N, S, s | |||
Lutheran | Lu(a), Lu(b) |
Die Erythrozyten jedes Menschen besitzen eine sogenannte Kohlenhydrat- Grundsubstanz, die aus wenigen untereinander ähnlichen, zum Teil verzweigten Oligosaccharid- ketten mit jeweils endständiger beta-Galactose bestehen. H-, A- und B-Substanz unterscheiden sich chemisch nur durch terminale Zucker. Durch kovalente Bindung einer Fucose an die Galactose der Grundsubstanz entsteht H-Substanz, die bei fast allen Menschen vorhanden ist. Durch kovalente Bindung von N-acetyl-Galactosamin oder einer weiteren Galactose an die H-Substanz entsteht A- bzw. B-Substanz. Deshalb benötigt die Synthese von A- und B-Substanz H-Substanz als Ausgangsmaterial. Wenn die H-Substanz fehlt (extrem seltene Bombay-Blutgruppe; 0h = Genotyp hh) kann weder A- noch B-Substanz gebildet werden .
Gene können nicht direkt für Kohlenhydrate kodieren, sondern nur für Proteine. Das Genprodukt der H- bzw. AB0-Gene sind Glycosyltransferasen (Enzyme). Die H-Transferase ist z. B. eine Fucosyltransferase; sie synthetisiert die kovalente Bindung der Fucose an die Galactose der Grundsubstanz. Entsprechend synthetisiert die A-Transferase die Bindung von N-acetyl-Galactosamin und die B-Transferase die Bindung von Galactose an die H-Substanz.
Die
Vererbung der ABH-Antigene wird durch zwei Genloci bestimmt, den H-Locus
mit den Allelen H und h sowie den AB0-Locus mit den Allelen A, B und 0.
Das H-Allel ist dominant über das h-Allel und die A- bzw. B-Allele
sind kodominant über das 0-Allel. Die Glycosyl- transferasen bestehen
aus ca. 350 Aminosäuren. Die A- und B-Allele unterscheiden sich nur
durch den Austausch von vier Aminosäuren. Das häufigste 0-Allel
entspricht weitgehend dem A-Allel, weist jedoch die Deletion einer einzelnen
Nukleinsäure auf. Dieser „Frameshift“ führt zu einem kurzen,
nicht funktionellen Protein. Ein weiteres, selteneres 0-Allel weist demgegenüber
nur drei Aminosäureaustausche auf, die offensichtlich
ausreichen, um die Funktion als N-acetyl-Galactosamin-Transferase aufzuheben.
An dem Beispiel in der Abbildung wird gezeigt, wie Phänotyp und Genotyp
bei Eltern und Kind zusammenhängen können.
Rhesus-Blutgruppensystem
Das Rhesussystem umfaßt die Antigene C, c, D, E
und e. Diese Antigene werden determiniert durch zwei eng beieinander liegende
Genloci, die praktisch immer zusammen vererbt werden (daher: „Rhesus-Haplotyp“).
Der eine Genlocus kodiert für das Rhesus-D-Protein, der andere für
ein Protein, das die Antigene C/c und E/e determiniert. Die Gene RHD und
RHCE sind homolog (> 80% Identität der Aminosäuren). Die verschiedenen
Allele des RHCE-Gens unterscheiden sich lediglich durch fünf Aminosäuren.
Dem gegenüber existiert kein „d-Allel“; wenn das RHD-Allel nicht vorliegt,
ist dieser Genort „leer“, das RHD-Gen also vollständig deletiert.
Das folgende Beispiel zeigt die Zusammenhänge zwischen Phänotyp,
Haplotyp (= Genotyp mit zwei gekoppelten Genloci) und Genloci sowie deren
Vererbung.
Allo-Antikörper werden in der Blutgruppenserologie
nach verschiedenen Kriterien eingeteilt, daher einige Grundlagen und Begriffe:
1.
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Allo-Antikörper sind vom IgG- oder IgM-, selten vom IgA-Typ. Mit der wesentlichen Ausnahme des AB0-Systems treten Allo-Antikörper vom IgM-Typ nur vorübergehend während der Primärantwort auf; lebenslang nachweisbare Allo-Antikörper sind vom IgG-Typ. Die Immunglobulinklasse hat Einfluß auf die biologische Wirksamkeit, z. B. ist nur IgG plazentagängig, IgM jedoch nicht. |
2.1
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Reguläre Allo-Antikörper (= Isoagglutinine, IgM-Typ) treten nur beim AB0-Blutgruppen-System als Anti-A und/oder Anti-B auf. Sie sind komplementär zur Blutgruppe (0 hat Anti-A und -B; A hat Anti-B; B hat Anti-A; AB hat keine) und kommen so verläßlich vor, daß man sie zur Bestätigung der Blutgruppe heranzieht. |
2.2
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Irreguläre Allo-Antikörper sind gegen Antigene der verschiedenen Blutgruppensysteme gerichtet und, außer bei einer primären Immunisierung, in der Regel vom IgG-Typ. |
3. | Für die biologische Wirksamkeit ist wesentlich, ob ein Allo-Antikörper Komplement aktiviert oder nicht. IgM (Anti-A, -B) aktiviert besonders effektiv Komplement, IgG (z. B. Anti-D) ist in der Regel wenig komplementaktivierend. |
4.
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Entsprechend dem Reaktionsmuster in vitro unterscheidet man komplette und inkomplette Allo-Antikörper. Komplette Allo-Antikörper (IgM, z. B. Anti-A und -B) agglutinieren Erythrozyten in der NaCl-Technik. Die inkompletten Allo-Antikörper (IgG, z. B. Rhesus-Allo-Antikörper) reagieren inkomplett, d. h. zum Nachweis werden „Verstärkertechniken“ benötigt. |
Zum Nachweis von Allo-Antikörpern („Antikörpersuchtest“)
verwendet man Suspensionen von 2 oder 3 Erythrozyten, deren Antigene bekannt
sind. Zur Identifizierung eines Allo-Antikörpers (Ermittlung der Spezifität
des Allo-Antikörpers) bestimmt man die Reaktivität des Patientenserums
in mehreren Techniken mit verschiedenen (8 - 13) Erythrozyten, deren Antigenmuster
bekannt ist. Am Reaktionsverhalten des Allo-Antikörpers in den verschiedenen
serologischen Techniken bzw. mit den bekannten Erythrozyten kann man
die Antigenspezifität identifizieren.
Serologische Techniken zum Nachweis
von Allo-Antikörpern
Allo-Antikörper werden in der Regel durch Agglutination
nachgewiesen, selten auch durch (in vitro) Hämolyse. Die in vitro-Tests
werden üblicherweise in Röhrchen durchgeführt. Etwa seit
1990 sind mehrere neue Techniken verfügbar, die die Agglutination
sensitiver und besser reproduzierbar nachweisen (sogenannte Gelzentrifugationstests
und Festphasentests) und bald zum Standard werden könnten. Sicher
bleibt der Röhrchentest bei der Antikörperdifferenzierung als
Alternativmethode erhalten. Im folgenden ist das Testprinzip in den drei
Stufen (drei Techniken) eines typischen Ansatzes in "Röhrchen-Technik"
beschrieben:
1. Stufe
NaCl-Technik |
1 Tropfen einer 3%igen Erythrozytensuspension (Spendererythrozyten) werden mit 2 Tropfen Patientenserum versetzt, inkubiert, zentrifugiert und vorsichtig aufgeschüttelt. Eine mögliche Agglutination (Verklum-pung von Erythrozyten zu Aggregaten) wird protokolliert. Diese Technik ist wenig sensitiv für IgG-Antikörper und weist überwiegend IgM-Antikörper nach. Einige der wichtigsten Allo-Antikörper sind in dieser Technik nicht nachweisbar. |
2. Stufe
LISS-Technik (Verstärkertechnik I) |
Es gibt viele verschiedene Verstärkertechniken: LISS, Albumin, Enzym und Coombsserum sowie Kombinationen dieser Methoden. In der 2. Stufe wird ein „LISS“-Ansatz durchgeführt. Dazu wird der Ansatz aus der 1. Stufe mit 2 Tropfen „LISS“-Medium versetzt, inkubiert, zentrifugiert und aufgeschüttelt. Prinzip: Antigen-Antikörper-Reaktionen werden in Lösungen mit niedriger Ionenstärke (LISS = Low Ionic Strength Solution) erheblich beschleunigt. Im Vergleich zum NaCl-Test erfolgt die Antikörper-Bindung innerhalb kürzerer Zeit und manche klinisch relevanten Allo-Antikörper vom IgG-Typ können nachgewiesen werden, die im NaCl-Test keine Agglutination verursachen. |
3. Stufe
Antiglobulintechnik = indirekter Coombstest (Verstärkertechnik II) |
Der indirekte Coombstest ist in Kombination mit LISS oder Albumin die Verstärkertechnik, die die höchste Sensitivität für Allo-Antikörper aufweist. Deshalb ist dieser Test für die Kreuzprobe vorgeschrieben. Der Ansatz aus der 2. Stufe wird dreimal gewaschen. Dabei bleiben spezifische Allo-Antikörper an den Erythrozyten gebunden, freies Immunglobulin wird aber entfernt. Anschließend wird Coombsserum zugegeben. Der Ansatz wird zentrifugiert und aufgeschüttelt. Das Coombsserum vernetzt die an Erythrozyten gebundenen Allo-Antikörper untereinander und bewirkt dadurch eine Agglutination. Waren keine Antikörper an die Erythrozyten gebunden, bleibt die Reaktion negativ. |
Zusätzlich zum Antikörpersuchtest ist vor jeder
Transfusion eine sogenannte Verträglichkeitsprobe vorgeschrieben.
Die Techniken sind vergleichbar mit denen im Antikörpersuchtest und
-Identifizierung, jedoch wird die (in vitro) serologische Verträglichkeit
zwischen Spender-Erythrozyten und Patienten-Serum bestimmt. Vorgeschrieben
ist in Deutschland die Durchführung der Kreuzprobe im indirekten
Coombstest. Oft wird ein Drei-Stufen-Test
durchgeführt.
Auto-Antikörper
Auto-Antikörper reagieren immer mit den patienteneigenen und praktisch allen fremden (Spender-)Erythrozyten. Ihre Zielantigene sind bestimmte hochfrequente Blutgruppenantigene. Man unterscheidet Kälte- und Wärme-Auto-Antikörper. Die Kälte-Auto-Antikörper haben ihr Reaktionsoptimum bei 4°C und sind häufig ohne klinische Relevanz. Wärme-Auto-Antikörper haben ihr Reaktionsoptimum bei Körpertemperatur und binden deswegen im Körper des Patienten an die patienteneigenen Erythrozyten.
Nachweis von Antikörpern auf Erythrozyten mit dem
direkten Coombstest
Wenn Auto-Antikörper gebildet wurden, sind die Erythrozyten
des Patienten mit Immunglobulin (IgG oder IgM, selten IgA) beladen. Bei
Vortransfusionen und Neugeborenen können die Erythrozyten auch mit
Allo-Antikörpern beladen sein. Mit einem Antiglobulin kann
man diese in vivo-Beladung mit Immunglobulin und/oder Komplementfaktoren
nachweisen. Dieser sogenannte direkte Coombstest ist wichtig bei Verdacht
auf autoimmunhämolytische Anämien oder Morbus haemolyticus neonatorum,
die zu den Differentialdiagnosen des positiven direkten
Coombstests gehören.
Immunhämatologie
In den Bereich der Immunhämatologie gehören
die klinischen Krankheitsbilder des blutbildenden Systems, die durch Antikörper
gegen hämatopoetische Zellen verursacht werden. Als charakteristischen
Laborparameter findet man bei immunhämatologischen Er-krankungen häufig
einen positiven direkten Coombstest, dessen Differentialdiagnosen in der
Tabelle angegeben sind. Als Ursache kommen oft Auto-Antikörper vor.
Allo-Antikörper können nur dann einen positiven direkten Coombstest
verursachen, wenn allogene Erythrozyten (bei Transfusionen) oder allogenes
Plasma (bei Föten und Neugeborenen) übertragen wurde.
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bei negativer Transfusionsanamnese:
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Morbus haemolyticus neonatorum (MHN)
Ein MHN entsteht durch die diaplazentare Übertragung eines mütterlichen IgG-Allo-Antikörpers auf das Kind, welches das korrespondierende Antigen vom Vater geerbt hat. Grundsätzlich kann jeder Allo-Antikörper einen MHN erzeugen - vorausgesetzt er ist vom IgG-Typ (plazentagängig) und das Antigen wird beim Fötus und Neugeborenen exprimiert, was nicht bei allen Blutgruppen-Antigenen der Fall ist.
Die meisten der schweren MHN werden durch ein Anti-D verursacht. Oft findet die primäre Immunisierung der Mutter bei der ersten Geburt statt, da nur bei der Plazentaablösung für eine primäre Immunisierung wirksame Mengen kindlicher Erythrozyten in den mütterlichen Kreislauf gelangen. Werden diese fötalen Erythrozyten durch passive Immunisierung mit einem Anti-D Präparat sofort aus dem mütterlichen Kreislauf entfernt, kann eine primäre Immunisierung vermieden werden (Anti-D Prophylaxe: 28. - 30. Schwangerschaftswoche und innerhalb 72 Stunden nach Geburt eines Rh-positiven Kindes). Ist die Rhesus-negative Mutter bereits sensibilisiert (Nachweis eines Allo-Antikörpers Anti-D), ist eine Prophylaxe nicht mehr möglich. Bei weiteren Schwangerschaften kommt es dann frühzeitig zu einer Boosterung (sekundäre Immunantwort), für die kleinste Mengen fötomaternal übertragenen Blutes ausreichen.
Serologische Untersuchungen (Titeranstieg des Allo-Antikörpers)
können Anhalt für die Gefährdung des Kindes geben. Ausschlaggebend
für die Therapie ist jedoch die Bestimmung des Bilirubins im Fruchtwasser
(Amniozentese) bzw. im Serum des Neugeborenen. Therapeutisch kommen intrauterine
Transfusionen sowie nach Geburt Fototherapie und Blutaustausch in Betracht.
Der direkte Coombstest ist sowohl in Fötalblut als auch beim Neugeborenen
meistens positiv. Ein Sonderfall stellt die AB0-Erythroblastose dar. Sie
tritt nur auf, wenn die Mutter ausnahmsweise Isoagglutinin vom IgG-Typ
(zusätzlich zu IgM) entwickelt. Bei der AB0-Erythroblastose ist der
direkte Coombstest oft negativ.
Transfusionstherapie
Transfusionen von Blutkomponenten sind eine ärztliche
Aufgabe. Die Indikation zur Transfusion ist stets streng zu stellen. Eine
Transfusion sollte gezielt die Blutbestandteile substituieren, die ihre
minimal tolerable Grenze unter-schritten haben. Für die Wahl der erforderlichen
Blutkomponenten und deren besondere Aufbereitungsformen sind Indikationen
definiert, die sich an den klinischen Erfordernissen orientieren. Um eine
Transfusion verantwortungsvoll durchführen zu können, müssen
Ihnen die vorbereitenden Kontrollen insbesondere der Bedside-Test
vertraut sein. Jede Transfusion muß überwacht werden, um Transfusionsreaktionen
anhand der klinischen Beschwerden und Zeichen so früh wie möglich
zu erfassen. Die "transfundierende ärztliche Person“ muß mit
der Akutversorgung einer schweren Transfusionsreaktion vertraut sein. Jede
Transfusion muß in den Patientenunterlagen genau dokumentiert
werden.
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Standard | Andere | |
Erythrozyten | buffy coat-frei | gefiltert (leuko/thrombozytenarm)
gewaschen (sehr selten indiziert) |
Thrombozyten | Konzentrat | gefiltert (leukozytenarm)
HLA-kompatibel |
Plasma | Quarantäne-gelagert | Virus-inaktiviert |
Sonderindikationen | keine | anti-CMV negativ
bestrahlt |
Es sollte immer identisch für die AB0-Blutgruppe
und die Rhesus D-Blutgruppe transfundiert werden. Bei der Blutkomponententherapie
kann allerdings in Ausnahmefällen auch aus logistischen Gründen
von dieser Regel abgewichen werden wie in der Abbildung dargestellt. Thrombozyten-Präparate
werden im allgemeinen entsprechend dem Schema wie Erythrozyten transfundiert.
Nur im Notfall dürfen Rhesus D-positive zelluläre Blutpräparate
(Erythrozyten und Thrombozyten) auf Rhesus D-negative Empfänger transfundiert
werden; in diesen Situtationen sollte eine Anti-D-Prophylaxe in Absprache
mit der Transfusionsmedizin erwogen werden.
Vorbereitung einer Transfusion
Die vorbereitenden Maßnahmen einer Transfusion sind
eine nicht deligierbare ärztliche Aufgabe und müssen streng eingehalten
werden. Sie dienen vornehmlich der Identitätssicherung, um Verwechslungen
zu vermeiden. Tödlich verlaufende AB0-inkompatible Verwechslungen
sind nach wie vor häufiger als HIV-Infektionen. Die vorbereitenden
Maßnahmen umfassen vorbereitende Kontrol-len, die durchgeführt
werden, bevor man zum Patienten geht, und den Bedside-Test, der am Krankenbett
durchgeführt werden muß.
bevor man zum Patienten geht:
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am Krankenbett (nicht im Stationszimmer!):
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Alle Blutspenden werden auf HBs-Antigen, Antikörper
gegen HCV, HIV1/2 und Lues, sowie auf GPT-Erhöhung untersucht. Die
eingesetzten Testsysteme mit weiter verbesserter Sensitivität haben
die Infektionsrisiken durch Blutpräparate auf ein Minimum reduziert.
Die Frequenz einer transfusionsbedingten HIV-Infektion in Deutschland liegt
bei 1:1.000.000 (Bereich: 1:500.000 - 1:3.000.000) pro Erythrozyten-Präparat
und noch niedriger bei Plasmapräparaten.
Transfusionsreaktionen
Nach der Transfusion muß jedes Blutpräparat
(Erythrozyten, Thrombozyten, Plasma) möglichst steril (!) mindestens
24 h im Kühlschrank aufbewahrt werden. Ein wesentliches Ziel der Abklärung
von Transfusionsreaktionen ist die Differenzierung zwischen immunologisch
und nicht immunologisch vermittelten Ursachen. Heute sind erythrozytär
vermittelte Ursachen selten geworden. Wenn ein serologischer Befund erhoben
wird, hat dies aber regelmäßig Konsequenzen für die weitere
Transfusionstherapie.
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antileukozytäre (HLA-) und antithrombozytäre Antikörper | leukozyten- und thrombozytenarmes Erythroyztenkonzentrat; eventuell prophylaktisch Antipyretika; HLA-kompatible Thrombozyten oder (in etwa 10%) Thrombozyten-Antigen- kompatible Thrombozyten |
Allo-Antikörper gegen Erythrozyten | kompatible Erythrozyten |
Kälte-Auto-Antikörper | Kälteexposition des Patienten vermeiden, langsame Tropftransfusion oder Erwärmen, nicht über 37°C, mit zugelassenen Bluterwärmungsgeräten |
Wärme-Auto-Antikörper | strenge Transfusionsindikation, gegebenenfalls
Kortisontherapie |
medikamentenvermittelte antierythrozytäre Antikörper | Medikamentenkarenz; häufig Transfusion vermeidbar |
Graft-versus-Host-Reaktion | prophylaktische Bestrahlung der Präparate |
Antikörper gegen IgA | gewaschene Erythrozytenkonzentrate; IgA-Mangelplasma |
Nicht immunologisch bedingte Transfusionsreaktionen können in der Regel in der Klinik diagnostiziert und durch klinische Maßnahmen vermieden werden. Zu den nicht immunologisch vermittelten Reaktionen gehören: Kalium- und Citrat-Intoxikation, Azidose, Volumenüberlastung und mechanische Schäden (Herzlungenmaschine, maschinelle Autotransfusion).
Maßnahmen bei einer Transfusionsreaktion
Bei jedem Verdacht auf eine Transfusionsreaktion ist die
Transfusion sofort abzubrechen. Der venöse Zugang muß mit kristallo-ider
Lösung (NaCl 0.9%) offen gehalten werden. Untersuchungen zur Klärung
der Ursache müssen eingeleitet werden. Bei schweren Transfusionsreaktionen
stehen die Kontrolle der vitalen Funktionen und die Schocktherapie im Vordergrund.
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Bei Verdacht auf eine hämolytische Reaktion kann
innerhalb von Minuten geklärt werden, ob eine ausgeprägte intravasale
Hämolyse vorliegt, in dem das Blut zentrifugiert und das Plasma mit
bloßem Auge inspiziert wird. Freies Hämoglobin in einer Konzentration
von 0,02 g/dl ist bereits erkennbar, was einer hämolysierten Blutmenge
von etwa 3 ml entspricht, und 0,1 g/dl färbt das Plasma deutlich sichtbar
rot. Bestimmte Laboruntersuchungen sind zur Abklärung und Verlaufskontrolle
wichtig.
serologische Untersuchungen:
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Im Praktikum werden Sie vier Übungen zur Blutgruppenserologie
durchführen.
Lesen Sie bitte die Übungen im Skript nach, das Sie
jeweils zu Semesterbeginn erhalten, und machen Sie sich bitte mit den vier
Übungen vertraut, bevor Sie zu Ihrem Praktikumstag erscheinen.
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