Biologische Abteilung
Die biologische Abteilung bietet die Möglichkeit, mehr über Pflanzen und Tiere sowie über ökologische Zusammenhänge der Natur zu erfahren. In 39 Beeten werden verschiedene Themenbereiche aus Botanik und Ökologie anhand typischer Pflanzenarten vorgestellt. Dieses "lebende Lehrbuch" wird insbesondere von Biologie-Studenten für Unterrichtszwecke genutzt. Jedoch kann sich auch der Besucher allgemein über Schautafeln in den Beeten und mit Hilfe der speziellen Text-Etiketten zu jeder Pflanze informieren.
Färberpflanzen (Beet 1)
Zu früheren Zeiten waren die klassischen Färberpflanzen zum Färben von Stoffen und Kleidungsstücken sehr wichtig. Für die gelbe Farbe kann man Färber-Ginster, Johanniskraut, Resede, Wilde Möhre oder Färber-Hundskamille verwenden. Den roten Farbstoff liefert die Färberröte, Kermesbeere, Alkanna und Rote Bete, einen eher orangefarbenen Farbton erhält man mit Safran-Krokus und Mädchenauge. Der blaue Farbstoff Indigo lässt sich aus den Blättern des Färberwaid erzeugen. Die Beeren des Holunder ergeben eine rotviolette bis schwarze Farbe.
Morphologie (Beet 2 - 4)
Es werden Pflanzen mit ganz unterschiedlichen Strategien und morphologischen Anpassungen an Trockenstandorte gezeigt, wie z.B. die starke Behaarung der Blätter beim Woll-Ziest. Außerdem werden die verschiedenen Möglichkeiten der Vermehrung und Fortpflanzung bei Pflanzen, sowohl auf vegetativem als auch auf generativem Weg, vorgestellt. So entwickeln sich beim Knolligen Rispengras Brutsprosse im Blütenstand und der Löwenzahn pflanzt sich über Apomixis fort, d.h. seine Samen entwickeln sich ohne Befruchtung. Die pflanzlichen Lebensformen (von den einjährigen und zweijährigen Arten bis zu den ausdauernden bzw. verholzten Pflanzen) werden erklärt. Beispielsweise gehört das Schneeglöckchen zu den Kryptophyten, da es eine Zwiebel als Überdauerungsform hat.
Historische Abteilung (Beet 5 - 8)
Viele unserer Kultur- und Zierpflanzen stammen aus fernen Ländern und wurden erst vor wenigen Jahrhunderten in Deutschland eingeführt. Auf den Beeten werden die von der Steinzeit bis ins Mittelalter angebauten Nutzpflanzen wie z.B. Kultur-Einkorn gezeigt. Außerdem wachsen hier bekannte Zierpflanzen aus Mittelalter und Renaissance (z.B. Brennende Liebe), neuere Pflanzen aus dem Orient (z.B. Wild-Tulpen) und Zierpflanzen aus Amerika (z.B. Virginischer Tabak). Auf den Etiketten wird die "Geschichte" ihrer Einwanderung beschrieben. Dazu kommen noch die erst in der Neuzeit eingeschleppten Arten (Neophyten), die sich in der heimischen Flora ausbreiten.
Blütenökologie (Beet 9 - 21)
Die Blütenökologie beschäftigt sich mit den Wechselbeziehungen zwischen Blüten und ihrer Umwelt in Bezug auf den Bestäubungsvorgang. Anhand typischer Pflanzenarten wird der Aufbau von Blüten (z.B. disymmetrische Blüte beim Tränenden Herz) und die Geschlechterverteilung bei Pflanzen vorgestellt. An zahlreichen Beispielen werden die Gestalttypen der Blumen erklärt. Dazu zählen Köpfchen, Körbchen und Rachenblumen (z.B. Roter Fingerhut) sowie Fahnen-, Trichter-, Glocken- und Scheibenblumen. Die scheibenförmigen Blüten des Gelben Leins sondern an der Basis der Staubblätter Nektar ab. Ein weiterer Gestalttyp sind die Insektenfallenblumen, wie z.B. bei der Schwalbenwurz, da sich die nektarsuchende Insekten in einer Rinne zwischen den Staubblättern verfangen.
Auf verschiedenen Beeten wird das eindrucksvolle Zusammenspiel zwischen Pflanzen und ihren Bestäubern gezeigt. Blüten in ihren unterschiedlichen Formen und Farben locken mit Pollen, Nektar, Düften oder auch Öl ein Heer von Insekten an. Diese tragen den Pollen von Blüte zu Blüte und bestäuben die Pflanzen. Manche Pflanzen sind spezialisiert auf Tagfalter (z.B. Rosenwaldmeister), Fliegen, Vögel (z.B. Fackellilie) oder Fledermäuse als Bestäuber, andere sind an eine Windbestäubung angepasst oder es kommt zur Selbstbestäubung.
Früchteökologie (Beet 22 - 24, 36 - 39)
Bei der Einteilung von Früchten werden die Spring- und Streufrüchte (z.B. verschiedene Kapseln, Balg, Hülse und Schote), die Schließfrüchte (Nuss, Steinfrucht und Beere) und die Zerfallfrüchte (Bruch- und Spaltfrüchte) sowie der Fruchtstand voneinander unterschieden. Einer großen Mannigfaltigkeit in Form, Farbe und Funktion der Früchte steht eine Vielfalt von Ausbreitungsmöglichkeiten gegenüber, die - ähnlich wie bei der Bestäubung - durch Tiere, Wasser, Wind und bei einigen Arten durch die Pflanze selbst (z.B. Spritzgurke) erfolgen kann. Ein Beispiel für Tierausbreitung ist das Gemshorn, das als Frucht eine Trampelklette entwickelt. Beim Erdbeer-Klee ist der Kelch blasig aufgetrieben und dient als Flugorgan. Eine Besonderheit unter den Beeren-Früchten ist die Doppelbeere der Alpen-Heckenkirsche, die durch das vollständige Verwachsen der beiden Fruchtknoten des Blütenpaares entsteht.
Vererbung und Züchtung (Beet 25 - 28, 31, 32)
Es werden die Mendelschen Vererbungsregeln bei Wunderblume und Trichtermalve gezeigt.
In weiteren Beeten sind Pflanzen mit unterschiedlichen Chromosomenzahlen, Chimären und Bastarde zu sehen. Außerdem werden Pflanzen mit Mutationen vorgestellt, die sich durch andere Blüten- oder Blattfarben oder Variationen in der Wuchsform von der ursprünglichen Art unterscheiden. So hat die Weiße Küchenschelle ihre ursprüngliche Blütenfarbe durch Mutation verloren.
Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen (Beet 29, 30, 33 - 35)
Eine Ergänzung dieser Abteilung stellen die Beete "Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen" dar. Viele Schmetterlinge sind in ihrem Artenbestand heute stark dezimiert oder vom Aussterben bedroht. Die Darstellung von Futterpflanzen soll dem Besucher die Zusammenhänge Pflanze - Raupe - Schmetterling zeigen. Tafeln zu einzelnen Arten informieren über die Gewohnheiten der Schmetterlinge und sollen Naturfreunden eine Entscheidungshilfe geben, wie sie im eigenen Garten durch das Anbieten von Raupenfutterpflanzen diesen Tieren Entwicklungschancen geben können. Beispielweise ernähren sich die Raupen von Tagpfauenauge, Admiral, Distelfalter, Kleiner Fuchs, C-Falter und Landkärtchen von der Brennnessel. Die Raupen des Grünader-Weißlings leben an Wiesen-Schaumkraut und Knoblauchsrauke, die des Ligusterschwärmers an Liguster. Der Distelfalter dagegen hat ein sehr großes Spektrum an Raupenfutterpflanzen; dazu gehört auch die Moschusmalve.